Paläontologie: Gute Futterverwerter - und dennoch ausgestorben
Das Aussterben der Mammuts und Wildpferde am Ende der Eiszeit ist ein Klassiker unter den Paläo-Krimis. Zahlreiche widerstreitende Theorien stehen sich seit Jahren gegenüber. Mit neuen Forschungsergebnissen rückt die Aufklärung jetzt in greifbare Nähe.
Als die ersten Siedler vor etwa 12 000 Jahren aus Asien in Nordamerika ankamen, waren bereits viele Eiszeitsäugetiere wie beispielsweise der Riesenbiber (Castoroides spec.) ausgestorben. Mammut (Mammuthus primigenius), Bison (Bison priscus) oder Wapitihirsch (Cervus canadensis) streiften dagegen noch durch die weite Landschaft. Die Migranten aus Sibirien begegneten ihren tierischen Zeitgenossen am Übergang des kalten Eiszeitalters zum wärmeren Klima des Holozäns – einer Phase, in der sich die Lebensbedingungen gravierend veränderten. Aber während Mensch, Büffel und Hirsch diesen Wandel bis heute überlebten, bevölkerten die zotteligen Mammuts nur noch etwa 1000 Jahre lang Alaska und den Norden Kanadas.
Hatte der Mensch vielleicht seine Finger beim Ableben der imposanten Eisriesen im Spiel oder haben andere Ursachen ihnen den Garaus gemacht? Und noch kniffliger ist die Lage bei den Wildpferden (Equus ferus): Sie verschwanden womöglich just zu dem Zeitpunkt, an dem die Menschen in Nordamerika ankamen.
Nach Ansicht von Andrew Solow vom Marine Policy Center in Woods Hole in Massachussetts könnten dafür durchaus die eiszeitlichen Jäger verantwortlich sein [1]. Er untersuchte die Altersangaben der jüngsten Knochenfossilfunde mit einer statistischen Berechnung, die bislang noch nicht auf diese Daten angewendet wurde. Seiner Ansicht nach spiegeln die bisherigen Datierungen nicht unbedingt den Zeitpunkt wider, an dem wirklich die letzten Wildpferde gestorben seien. Es könnte beispielsweise noch jüngere Wildpferdfossilien geben, die von den Archäologen bislang einfach nur noch nicht gefunden wurden.
Damit stützt Solow die so genannte Overkill-Theorie, die davon ausgeht, dass der Mensch Wildpferd und Mammut im Norden Amerikas den Garaus gemacht hat. Die geschickten Jäger aus Sibirien seien den unvorbereiteten Tieren so überlegen gewesen, dass diese innerhalb weniger hundert Jahre ausgerottet waren. Womöglich hatten die Einwanderer noch zusätzlich eine heimtückische Krankheit im Gepäck, der die Großsäuger mangels Immunität zum Opfer gefallen sind, lautet eine zweite Meinung.
Guthrie und seine Kollegen stützen ihre Erkenntnisse, auf eine Vielzahl von datierter Knochenfunde – darunter 600 neue C-14-Datierungen – von Mammuts, Pferden und anderen Großsäugern, deren Alter sie mit archäologischen Befunden und Pollenanalysen abgeglichen hatten. Kurioserweise fanden sie in der Nähe der Lagerplätze besonders viele Knochen von Bisons und Wapitis, die auch heute noch leben. Wenn aber gerade Wildpferde und Mammuts beliebte Jagdobjekte der Eiszeitjäger gewesen sein sollen, dann wäre das Fehlen ihrer Überreste mehr als verwunderlich, meint Guthrie.
"Selbst wenn der Mensch zum Aussterben von Mammut und Pferd beigetragen haben könnte: Beide kamen mit den veränderten Bedingungen im Holozän wesentlich schlechter zurecht als Bison, Wapitihirsch oder gar die Elche", schließt Guthrie aus seinen Befunden.
Hatte der Mensch vielleicht seine Finger beim Ableben der imposanten Eisriesen im Spiel oder haben andere Ursachen ihnen den Garaus gemacht? Und noch kniffliger ist die Lage bei den Wildpferden (Equus ferus): Sie verschwanden womöglich just zu dem Zeitpunkt, an dem die Menschen in Nordamerika ankamen.
Nach Ansicht von Andrew Solow vom Marine Policy Center in Woods Hole in Massachussetts könnten dafür durchaus die eiszeitlichen Jäger verantwortlich sein [1]. Er untersuchte die Altersangaben der jüngsten Knochenfossilfunde mit einer statistischen Berechnung, die bislang noch nicht auf diese Daten angewendet wurde. Seiner Ansicht nach spiegeln die bisherigen Datierungen nicht unbedingt den Zeitpunkt wider, an dem wirklich die letzten Wildpferde gestorben seien. Es könnte beispielsweise noch jüngere Wildpferdfossilien geben, die von den Archäologen bislang einfach nur noch nicht gefunden wurden.
Damit stützt Solow die so genannte Overkill-Theorie, die davon ausgeht, dass der Mensch Wildpferd und Mammut im Norden Amerikas den Garaus gemacht hat. Die geschickten Jäger aus Sibirien seien den unvorbereiteten Tieren so überlegen gewesen, dass diese innerhalb weniger hundert Jahre ausgerottet waren. Womöglich hatten die Einwanderer noch zusätzlich eine heimtückische Krankheit im Gepäck, der die Großsäuger mangels Immunität zum Opfer gefallen sind, lautet eine zweite Meinung.
Diesen Theorien widerspricht Dale Guthrie von der Universität von Alaska energisch: Wenn Mammut und Mensch über ein Jahrtausend nebeneinander existierten, könne von einem vernichtenden Feldzug des Menschen gegen den Mammut nicht die Rede sein. Auch die Vermutung, eine eingeschleppte Krankheit habe die Großsäuger dahingerafft, weist Guthrie zurück. Dazu müsste es demographische Lücken bei den Fossilfunden geben, was aber nicht der Fall sei.
Guthrie und seine Kollegen stützen ihre Erkenntnisse, auf eine Vielzahl von datierter Knochenfunde – darunter 600 neue C-14-Datierungen – von Mammuts, Pferden und anderen Großsäugern, deren Alter sie mit archäologischen Befunden und Pollenanalysen abgeglichen hatten. Kurioserweise fanden sie in der Nähe der Lagerplätze besonders viele Knochen von Bisons und Wapitis, die auch heute noch leben. Wenn aber gerade Wildpferde und Mammuts beliebte Jagdobjekte der Eiszeitjäger gewesen sein sollen, dann wäre das Fehlen ihrer Überreste mehr als verwunderlich, meint Guthrie.
Mammut und Pferd kamen mit den veränderten Bedingungen im Holozän wesentlich schlechter zurecht als Bison, Wapitihirsch oder gar die Elche
(Dale Guthrie)
Seiner Meinung nach hatten allerdings die Wildpferde schon lange bevor der erste Mensch über die Beringstraße eingewandert war, mit den enormen Veränderungen ihrer Lebensbedingungen zu kämpfen. Die weiten Steppen, in denen der Grasfresser ursprünglich seine Nahrung fand, verbuschten mehr und mehr, und mit dem wärmeren Klima entwickelten sich ausgedehnte Wälder. Wildpferde sind zwar genau wie die Mammuts die besseren Futterverwerter im Vergleich zu Bison oder Wapitihirsch, dafür aber spezialisiert auf Gräser. Im ausgehenden Pleistozän konnten sich Pferde und Mammuts noch behaupten, die holozänen Futterpflanzen waren dagegen ungünstig oder – wie die Birke – sogar giftig für sie. Die Pferde wurden deshalb von Generation zu Generation kleiner und hatten, so Guthrie, bei der Ankunft des Menschen ihre beste Zeit längst hinter sich und waren zum Aussterben verurteilt. So wie das Mammut, das ebenfalls auf Dauer dem ökologischen Wandel nicht trotzen konnte. (Dale Guthrie)
"Selbst wenn der Mensch zum Aussterben von Mammut und Pferd beigetragen haben könnte: Beide kamen mit den veränderten Bedingungen im Holozän wesentlich schlechter zurecht als Bison, Wapitihirsch oder gar die Elche", schließt Guthrie aus seinen Befunden.
Die kurze Übergangsphase vom Pleistozän zum Holozän brachte eine Vegetation hervor, die für alle großen Säugetiere ein üppiger Weidegrund war
(Dale Guthrie)
Die Pollenanalysen bargen allerdings noch eine kleine Überraschung: "Die kurze Übergangsphase vom Pleistozän zum Holozän brachte eine Vegetation hervor, die zunächst für alle großen Säugetiere ein üppiger Weidegrund war," so Guthrie. In diesem 1000 Jahre währenden Schlaraffenland war genug für alle da – auch für die Ur-Einwohner Kanadas. Dieser Überfluss könnte sogar die erste Blütezeit ihrer Kultur ausgelöst haben. (Dale Guthrie)
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