Direkt zum Inhalt

Selbstwahrnehmung: Gute Multitasker, schlechte Multitasker

Wer besonders viel Multitasking betreibt, ist besonders schlecht darin.
Multitasking auf der Wiese

Menschen, die besonders viel Multitasking betreiben, sind in der Regel besonders schlecht darin. Gleichzeitig halten sie sich selbst jedoch für Könner auf diesem Gebiet. Zu diesem Ergebnis kommen Psychologen um David Strayer von der University of Utah in Salt Lake City nach einer Studie an 310 Freiwilligen. Grund für die Schieflage im Selbstbild ist demnach eine ungünstige Kombination zweier Charaktereigenschaften.

Die Forscher hatten den Probanden Fragebögen zu ihrer Persönlichkeit, ihrer Mediennutzung und ihrer Multitasking-Fähigkeit gegeben. Darin sollten sie einschätzen, wie oft sie mehrere Aufgaben gleichzeitig angehen, zum Beispiel während des Fernsehens im Internet surfen, und wie gut ihnen dies gemeinhin gelingt. Im Anschluss daran lösten die Freiwilligen eine Art standardisierte Denksportaufgabe, bei der sie sich eine Sequenz von zwei bis fünf Buchstaben merken mussten, und gleichzeitig einfache Kopfrechenaufgaben erledigten.

Der prototypische Viel-Multitasker, ergab die Auswertung, sei ein Mensch mit hoher Impulsivität und ausgeprägtem Hang zum "Sensation Seeking", zu Deutsch etwa "Erlebnishunger". Er sei gerne auf der Suche nach neuen Erfahrungen, lasse sich aber auch leicht ablenken, was eben dazu führe, dass er oft und mit Vorliebe viele Dinge gleichzeitig erledige. Die geringe Impulskontrolle habe allerdings den Nachteil, dass er beim Multitasking an mangelnder Konzentration leide. Das erkläre das schwache Abschneiden der Probanden.

Am anderen Ende des Persönlichkeitsspektrums neigten Menschen typischerweise zu einem konzentrierten Nacheinander beim Erledigen von Aufgaben. Das helfe ihnen, wenn dann – wie im Experiment – doch einmal Multitasking gefordert ist.

Warum sich die impulsiven Probanden allerdings für besonders fähig im Multitasking hielten, ergibt sich aus den Befragungen nicht direkt. Die Forscher spekulieren, dass hier ein verbreiteter Effekt zum Tragen komme: Wer etwas oft und gern mache, messe sich selbst meist auch besondere Qualitäten darin bei. In Umfragen beschreibe sich der durchschnittliche Autofahrer etwa als "überdurchschnittlich guter" Fahrer, während er in Wirklichkeit natürlich in der Regel schlicht und ergreifend durchschnittlich sei.

Wie das Team um Strayer selbst einräumt, bleibt bei ihrer Studie offen, ob die von ihnen erfassten Werte das Multitasking-Verhalten der Probanden korrekt abbilden. Die Selbstauskünfte der Teilnehmer über ihre Mediennutzung könnten beispielsweise genauso fehlerbehaftet sein wie ihre Angaben zur Qualität ihres Multitaskings. Ebenso ist nicht sicher, ob ein schwaches Ergebnis beim Denksporttest auch ein schlechteres Abschneiden bei anderen komplexen Aufgaben impliziert. Dies zu klären, sei künftigen Studien überlassen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.