News: Guter Patient - glücklicher Patient
In einige Gebiete der Medizin hat der Begriff der „Lebensqualität“ bereits Eingang gefunden. Dies sind die Bereiche, in denen versucht wird, die Therapie stärker an den Bedürfnissen der Patienten zu orientieren. Ein Maß für die Lebensqualität ist die Zufriedenheit des Einzelnen in verschiedenen Bereichen des Lebens. Die beiden Wissenschaftler stellten fest, daß die allgemeine Zufriedenheit der Patienten als „mäßig“ bezeichnet werden kann. Die größte Zufriedenheit erleben die Befragten in den Bereichen Sicherheit, Freizeit und Wohnen. Eher unzufrieden äußern sich die meisten Patienten über ihre seelische Gesundheit und ihre finanzielle Situation. Große Bedeutung für das persönliche Wohlbefinden hat die Zufriedenheit mit der eigenen Gesundheit, im Freizeitbereich und mit sozialen Beziehungen außerhalb der Partnerschaft und Familie. Wenig Einfluß auf das Lebensgefühl der Betroffenen haben hingegen die Schulbildung, die finanzielle Situation und der Familienstand. So sind etwa Patienten, die betreut werden oder mit einem Partner zusammen wohnen, auch zufriedener in anderen Lebensbereichen. Dabei beeinflußt die Tatsache, daß der Betreffende verheiratet ist oder Kinder hat, den Grad der Zufriedenheit kaum. Merklich verschlechtert wird die Lebensqualität hingegen durch stationäre Aufenthalte in Kliniken.
Die Frage, wie schizophrene Patienten ihre Erkrankung einschätzen, ist bislang kaum berücksichtigt worden. Darimont und Schifferdecker finden bei ihren Befragungen heraus, daß die meisten Patienten, besonders Frauen, sich für schwer krank und rückfallgefährdet halten. Darüber hinaus haben sie großes Vertrauen in den behandelnden Arzt und die Medikamente, besonders wenn sie bereits sehr lange Zeit krank sind. Die Verantwortung für die Entwicklung der Erkrankung wird von den meisten Patienten den betreuenden Ärzten gegeben.
Die Kölner Wissenschaftler sehen einen Zusammenhang zwischen Lebensqualität des Betroffenen und dessen eigener Einschätzung der Erkrankung. Die große Gruppe von Patienten, die eine positive Einstellung zu ihrer Therapie, zum Arzt und zu den Medikamenten haben, ist auch in allen anderen Lebensbereichen zufriedener als diejenige, die große Vorbehalte gegen Medikamente und Ärzte hegt. Diese Unzufriedenheit kann noch verstärkt werden, wenn sich die Betroffenen zugleich für schwerer erkrankt und rückfallanfälliger halten.
Diese enge Beziehung zwischen Lebensqualität und Krankheitsempfinden sollte dazu führen, so Darimont und Schifferdecker, die Sichtweisen des Patienten stärker zu berücksichtigen. Eine Verbesserung der ambulanten psychiatrischen Versorgung in der Schizophreniebehandlung kann nur gelingen, wenn die behandelnden Ärzte einen positiven Einfluß auf den ihnen anvertrauten Kranken nehmen.
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.