News: Haarige Informationen
In den vergangenen Jahren haben EHEC immer wieder für Aufregung gesorgt, nicht zuletzt durch große Infektionswellen in Japan und den USA. Auch in Deutschland werden immer wieder kleinere Ausbrüche und sporadische Fälle von EHEC-Infektionen beobachtet.
Eine auffällige Eigenschaft der EHEC-Bakterien ist, dass sie neben ihrem Bakterienchromosom zusätzliches Erbgut in Form von so genannten Plasmiden besitzen. Dabei handelt es sich um ringförmige Nucleinsäure-Moleküle. Bei Bakterien wie den Erregern der Pest und der Shigellenruhr tragen solche Plasmide die Gene für wichtige krankmachende Faktoren. Werner Brunder und seine Kollegen vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg haben bei EHEC nun dort die Gene entdeckt, die für deren haarförmige Anhängsel, so genannte Fimbrien, zuständig sind.
Die Wissenschaftler vom Hygiene-Institut haben in den vergangenen Jahren mehrere krankmachende Faktoren von EHEC identifiziert, die mit Plasmiden in Verbindung stehen: Ein Protein namens Hämolysin kann verschiedene Zellen gewissermaßen durchlöchern und sie dadurch abtöten. Das Enzym Katalase schützt die EHEC-Bakterien möglicherweise vor dem Angriff von Immunzellen, und ein eiweißabbauendes Enzym, das von den Erregern ausgeschieden wird, kann einen Blutgerinnungsfaktor spalten.
Vergleichende Untersuchungen an einer großen Zahl von EHEC-Bakterien haben laut Brunder zu der Erkenntnis geführt, dass – anders als früher angenommen – nicht alle EHEC-Bakterien das gleiche Plasmid besitzen. Vielmehr wurde eine große Variationsbreite bei der Gen-Zusammensetzung, aber auch bei der Anordnung der Gene innerhalb der Plasmide beobachtet.
Die für die Krankheitsentstehung bedeutsamen Gene sind in der Regel von so genannten Insertionselementen flankiert. Solche Elemente sind als "springende Gene" bekannt, die unter Umständen andere Gene transportieren können. Es scheine, so Brunder, dass diese mobilen Elemente an der Entstehung der Vielfalt an Plasmidvarianten bei EHEC beteiligt sind.
Und nicht nur das: Auch Plasmide selbst sind im Gegensatz zum Bakterienchromosom häufig beweglich und können zwischen verschiedenen Bakterienzellen und sogar zwischen verschiedenen Arten ausgetauscht werden. Somit könnten diese hoch variablen genetischen Elemente als Orte der Neukombination von krankmachenden Genen und zusätzlich als Genfähren eine wichtige Rolle bei der Entstehung neuer Krankheitserreger spielen.
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