Transparenz-Krise: Hält China Vogelgrippe zurück?
Die nächste globale Seuche, vermuten Fachleute, wird eine Vogelgrippe sein. Zum Beispiel H7N9. Das Virus tauchte 2013 in China auf, infizierte seither über 1200 Menschen und tötete mehr als ein Drittel aller Opfer. Weltweit beobachten Seuchenexperten die weitere Evolution des Erregers sorgfältig – genauer gesagt: Würden sie gerne. Denn seit mehr als einem Jahr rückt China angeblich keine Proben des potenziellen Killers mehr heraus.
Proben gefährlicher Grippeerreger weltweit auszutauschen, ist eine der Säulen der globalen Verteidigungsstrategie gegen zukünftige Pandemien – eine Katastrophe wie die Grippe von 1918 soll sich nie wieder ereignen können. Deswegen einigten sich die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen 2011, Proben neuer gefährlicher Erreger zur Verfügung zu stellen, damit alle Länder gewarnt sind und im Ernstfall Gegenmaßnahmen einleiten können. Doch bei H7N9 blockiert China. Zwischenzeitlich gibt das Land nicht einmal mehr klinische Daten von Erkrankten weiter – stattdessen habe eine Impfkampagne bei Geflügel den Erreger quasi besiegt, teilten die Behörden laut dem Bericht der »New York Times« mit.
Seit Juli 2018 bereits seien die gewünschten Erreger in der Post, hieß es nur wenig später in »China Daily«, im Übrigen habe das Land die ganze Zeit Virenproben geteilt. So richtig mag das niemand glauben. China hat auch in der Vergangenheit schon versucht, gefährliche Seuchenzüge herunterzuspielen und zu verheimlichen, was 2002 im Fall von SARS beinahe zu einer globalen Katastrophe geführt hätte.
Warum die chinesischen Behörden bei H7N9 mauern sollten, ist unklar, zumal das Land durchaus noch international kooperiert und auch genetische Daten teilt. Möglicherweise habe es mit dem aktuellen Handelskrieg gegen die USA zu tun, vermuten Fachleute, oder das Land wolle vor allen anderen einen womöglich profitablen Impfstoff entwickeln. Unter Umständen ist das Verhalten Chinas auch lediglich ein Symptom eines allgemeinen Problems. Denn auch andere Länder teilen immer weniger Grippeproben, nicht zuletzt, weil seit 2014 genetisches Material als nationales Eigentum des jeweiligen Landes gilt.
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