Archäologie: Händler statt Piraten
Im Frühjahr 2007 fanden Archäologen in einem Fluss zwischen dem heutigen Kroatien und Bosnien/Herzegowina versunkene Überreste von 16 mit Wein-Amphoren beladenen, 2000 Jahre alten Booten. Damals vermutete Snjezana Vasilj von der Universität Mostar einen Angriff der Römer auf illyrische Piraten, die nach antiken römischen Berichten die Adria einst unsicher machten.
Doch der Fundort Desilo liegt etwa 20 Kilometer landeinwärts. Die Vorstellung, dass es sich um einen Piratenstützpunkt handelte, erschien Marina Prusac von der Universität Oslo deshalb kaum glaubhaft. Vielmehr vermutete sie einen Umschlagplatz für Handelsgüter. Tatsächlich fand sie mit ihrem Team bei Grabungen nun nicht nur die Überreste einer Hafenanlage, sondern auch die dazugehörige Siedlung und weitere mit Amphoren beladene Schiffe.
Zwar ist die Piratentheorie damit nicht unbedingt widerlegt. Immerhin waren alle Boote gesunken und die Amphoren zertrümmert. Doch die Schiffe gingen genauen Datierungen zufolge nicht gleichzeitig unter, sondern nacheinander über einen Zeitraum von hundert Jahren hinweg. Außerdem stammen die Gefäße aus der Region Dalmatien, von wo aus Wein ins römische Reich exportiert wurde. Warum sollten die Römer den für sie bestimmten Rebensaft versenken?
Auch Snjezana Vasilj geht jetzt von einem rituellen Hintergrund aus. Da außer den Amphoren auch Tierknochen und -zähne, sowie Äxte und Speere gefunden wurden, könnte es sich um eine Opfergabe zur Besänftigung des Meeres handeln.
Sandra Czaja
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