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Medizin: Hängt das chronische Erschöpfungssyndrom mit der Schilddrüse zusammen?

Die Ursachen des chronischen Erschöpfungssyndroms sind bis heute unbekannt. Ein weiteres Modell, das die Krankheit erklären soll, nimmt nun die Schilddrüse in den Fokus.
Erschöpfte Frau

Wissenschaftler um Begoña Ruiz-Núñez von der niederländischen Reichsuniversität Groningen sind auf einen möglichen Zusammenhang zwischen dem chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS, von chronic fatigue syndrome) und einer Störung der Schilddrüsenfunktion gestoßen. Wie die Forscher im Magazin "Frontiers in Endocrinology" berichten, scheint bei Menschen mit CFS die Konzentration der Schilddrüsenhormone Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) im Blut niedriger zu sein als bei gesunden Kontrollprobanden.

Dieses Muster zeigt sich auch bei Patienten mit einer Schilddrüsenunterfunktion, die sich mit Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Konzentrationsschwäche zum Teil durch ähnliche Symptome äußern kann wie das chronische Erschöpfungssyndrom. Bei Personen mit einer Schilddrüsenunterfunktion ist allerdings meist zusätzlich der Spiegel des Hormons Thyrotropin erhöht, das auch als Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH) bezeichnet wird. Es wird in der Hirnanhangsdrüse gebildet und regt die Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen an. Da es über eine Rückkopplungsschleife mit T3 und T4 verknüpft ist, steigt sein Pegel in aller Regel an, wenn T3 und T4 abnehmen (und umgekehrt).

Bei Probanden mit CFS konnten die Forscher allerdings keine erhöhten TSH-Werte finden – dafür stießen sie auf höhere Konzentrationen des so genannten reversen T3 (rT3), das eine biologisch inaktive Form von T3 darstellt. Sie mutmaßen deshalb, dass das chronische Erschöpfungssyndrom durch eine verminderte Aktivität der Schilddrüsenhormone hervorgerufen werden könnte, ohne dass jedoch eine konkrete Schilddrüsenerkrankung vorliegt.

Ob wirklich ein kausaler Zusammenhang zwischen einer niedrigen Hormonkonzentration und der Entstehung von chronischer Müdigkeit existiert, bleibt auf Basis der Studiendaten allerdings völlig unklar. Um wirklich aussagekräftig zu sein, müssen die Ergebnisse zudem erst einmal in weiteren Untersuchungen mit größeren Probandengruppen repliziert werden. Ruiz-Núñez und ihr Team untersuchten insgesamt 98 Patienten mit CFS zwischen 21 und 69 Jahren sowie 99 Kontrollpersonen, die in Bezug auf Alter und Geschlecht auf die Untersuchungsgruppe abgestimmt waren.

In der Vergangenheit entwickelten Forscher zahlreiche Erklärungsmodelle für das chronische Erschöpfungssyndrom, die von einer veränderten Immunreaktion bis hin zur Infektion mit verschiedenen Viren reichen. Die tatsächlichen Ursachen der Krankheit sind aber bis heute unklar. Das erschwert nicht nur die Behandlung, sondern auch die Diagnose des Syndroms. Die Betroffenen fühlen sich meist so erschöpft, dass sie selbst normale alltägliche Aufgaben kaum bewältigen können oder sich danach eine lange Zeit ausruhen müssen.

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