Wahrnehmung: Härchen verleihen Hummeln einen Elektrosinn
Zahlreiche Tiere können elektrische Felder wahrnehmen. Haie erspüren so beispielsweise die Bewegungen ihrer Beutetiere. Doch war in allen bislang bekannten Fällen eine feuchte – und damit leitfähige – Umgebung vonnöten. Von Bienen und Hummeln weiß man allerdings, dass sie auch an der Luft elektrische Felder wahrnehmen können. Sie erspüren damit etwa, ob ein Artgenosse schon vor ihnen an einer Blüte war. Entscheidend dafür sind offenbar feine Härchen am Kopf der Hummeln, die durch elektrostatische Anziehung leicht verbogen werden und dadurch bewegungsempfindliche Sinneszellen reizen.
Das beobachteten jetzt Gregory Sutton von der University of Bristol und Kollegen. Sie erfassten zum einen mit Hilfe von Lasern, wie Härchen und Fühler der Dunklen Erdhummel (Bombus terrestris) auf elektrische Felder reagieren; und zum anderen, welche Prozesse dies im Nervensystem der Insekten auslöst. Ergebnis: Sowohl die feine Kopfbehaarung als auch die Fühler werden durch die elektrischen Felder bewegt, aber nur bei Ersteren entstehen gleichzeitig dazu Nervensignale. Die Nerven in den Fühlern bleiben stumm.
Sutton und Kollegen sind überzeugt, einen Mechanismus der Elektrowahrnehmung gefunden zu haben, der sich auch bei anderen Insekten beobachten lassen müsste. So scheinen elektrostatische Signale zum Beispiel beim Tanz der Bienen eine Rolle zu spielen. Aber auch ganz andere – und noch gänzlich unbekannte – Funktionen könnten über diesen neu entdeckten Sinneskanal bei Insekten vermittelt werden, erklären die Forscher.
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