Ornithologie: Häufige Vogelarten sind im freien Fall
Auf dem Gebiet der Bundesrepublik brüten jährlich zwischen 70 und 100 Millionen Vogelpaare; 80 Prozent davon entfallen auf 22 Arten – darunter so genannte Allerweltsvögel wie Amsel, Buchfink oder Kohlmeise. Das ist das Ergebnis einer Bestandsaufnahme des Bundesamts für Naturschutz und des Dachverbands Deutscher Avifaunisten. Der Bericht zeigt aber auch, dass es früher deutlich mehr Vögel hier zu Lande gegeben hat: Ein Drittel aller Arten hat demnach in den letzten Jahren im Bestand abgenommen, ein großer Teil davon sogar dramatisch. Überraschenderweise betraf dies jedoch nicht unbedingt die seltensten Vertreter wie Seeadler, Steinkauz oder Trauerseeschwalbe, denen Artenhilfsprogramme wieder etwas auf die Beine geholfen haben, sondern vor allem häufige Spezies wie die Feldlerche oder den Bluthänfling. Seit Mitte der 1980er Jahre verschwanden deutschlandweit etwa elf Millionen Vogelpaare, wobei sich der Negativtrend während des letzten Jahrzehnts verschärft hat.
Schuld an der Entwicklung ist vor allem die zunehmend industrialisierte Landwirtschaft, denn besonders Vögel der Agrarlandwirtschaft gehen zurück, während sich Waldbewohner tendenziell besser halten. Daneben sind zudem Zugvögel überproportional betroffen, die nicht nur unter Problemen im Brutgebiet leiden, sondern auch unter der fortgesetzten Jagd auf den Zugrouten und Lebensraumzerstörung in den Winterquartieren. Bestätigt wird dieses Bild durch europaweite Vergleichsdaten, die unter anderem auch in Großbritannien einen dramatischen Einbruch bei Feldvögeln offenbaren: Manche Arten wie die Turteltaube haben dort seit 1995 knapp 90 Prozent ihrer früheren Population eingebüßt. Der Bericht für Deutschland enthält allerdings auch positive Zahlen. Bei den Wasservögeln sorgten Schutzanstrengungen und verschärfte Jagdkontrolle dafür, dass bei mehr als einem Viertel der Arten Zuwächse stattfanden. Den gesamten Bericht finden Sie hier (PDF).
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