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News: Häuser alleine machen nicht krank

Wer sich am Arbeitsplatz nicht wohl fühlt, klagt häufiger über psychische oder körperliche Beschwerden. Welcher Einfluß von chemischen, biologischen und physikalischen Innenraumfaktoren ausgeht und wie dieser Einfluß unter anderem durch psychosoziale und ergonomische Bedingungen überlagert und verändert wird, ist in den letzten fünf Jahren in einem interdisziplinären Großprojekt untersucht worden.
Das Forschungsprojekt "Positive und negative Wirkungen raumlufttechnischer Anlagen auf Befindlichkeit, Leistungsfähigkeit und Gesundheit", kurz "ProKlimA" genannt, wurden unter Federführung der Erfurter Arbeitsgruppe Raumklimatologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena durchgeführt. Gemeinsam mit sieben Forschergruppen aus den Bereichen Technik, Physik, Chemie, Mikrobiologie, Medizin, Soziologie, Psychologie und Arbeitswissenschaft wurden Bürogebäude mit und ohne Klimaanlagen unter dem Aspekt des sogenannten Sick Building Syndrome (SBS) beleuchtet. Die Symptome bei SBS sind neben Kopfschmerzen und Ermüdungserscheinungen vor allem Haut- und Schleimhautbeschwerden – wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer.

Die genauen Ursachen sind bisher nicht umfassend ermittelt worden, hängen aber auf jeden Fall von den Bedingungen am Arbeitsplatz wie auch vom Raumklima ab. Die von den Forschern ermittelten Daten, die im nächsten Jahr komplettiert werden sollen, bilden eine der weltweit umfangreichsten Sammlungen zum SBS. Sie beruhen auf Befragungen von etwa 5 000 Beschäftigten und detaillierten Meßreihen an 1 500 Arbeitsplätzen in 14 großen Bürogebäuden.

"Arbeitsbelastung und -anforderungen tragen weit mehr zu Befindlichkeitsstörungen am Arbeitsplatz bei als bisher angenommen", faßt PD Dr. Dr. Wolfgang Bischof die vorläufigen Ergebnisse zusammen. Der Leiter der Arbeitsgruppe Raumklimatologie weist allerdings auch auf den Einflußfaktor Klimaanlage hin. "Bei klimatisierten Gebäuden wird die Befindlichkeit der Beschäftigten deutlich von der Qualität der Anlagenplanung und dem Wartungsverhalten des Anlagenbetreibers beeinflußt", erklärt Bischofs Mitarbeiter Dr. Volker Herzog. Ein erhöhtes Risiko geht vor allem von schlecht gewarteten Komponenten wie Befeuchtungseinrichtungen und Luftfiltern aus.

Gravierende Unterschiede im gemessenen Raumklima der Gebäude mit und ohne Klimaanlagen gab es überraschenderweise kaum. In klimatisierten Räumen fanden sich etwas höhere Formaldehyd-Konzentrationen und erwartungsgemäß ein höherer Luftwechsel. In natürlich belüfteten Gebäuden waren hingegen sowohl die Konzentration von Kohlenmonoxid und flüchtigen organischen Verbindungen (TVOC) als auch der Gehalt an Schimmelpilzen in der Raumluft höher.

Obwohl Klimaanlagen die Menschen beeinflussen zeigt die Studie, daß nicht die Art der Klimatisierung, sondern Arbeitsinhalte und -bedingungen sowie das soziale Umfeld am Arbeitsplatz das (Un)Wohlbefinden stärker prägen. "Um Befindlichkeitsstörungen zu vermeiden, sollte daher neben dem Raumklima vor allem das Betriebsklima mehr Beachtung finden", rät Dr. Bischof. "Gezielte arbeitsorganisatorische Maßnahmen sind dabei von eben solcher Bedeutung, wie die adäquate Planung und der sachgerechte Betrieb von Klimaanlagen sowie deren regelmäßige Wartung."

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