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Ichthyologie: Haie riechen nicht nur mit Nase

Haie spüren ihre Beute nicht nur über Duftsignale auf, die die Nase erreichen. Nach Erkenntnissen von Jayne Gardiner und Jelle Atema vom Boston University Marine Program nutzen sie dazu auch ihr so genanntes Seitenlinienorgan. Bislang ging die Wissenschaft davon aus, dass es einzig als Sinnesorgan für Tast- und Druckreize dient.

Getestet haben dies die beiden Wissenschaftler im Labor an Dunklen Glatthaien (Mustelus canis), die sie in einem Strömungskanal reinem beziehungsweise mit Tintenfischduft versetztem Meerwasser aussetzten, das durch eingebaute Hindernisse teilweise verwirbelt werden konnte. Insgesamt boten sich dadurch vier verschiedene Ziele mit unterschiedlicher Duftintensität. Manchen der Haie wurde zudem zuvor das Antibiotikum Streptomycin verabreicht, das die Rezeptoren des Seitenlinienorgans blockiert.

Unbeeinflusste Haie steuerten anschließend nicht nur häufig den vermeintlichen Tintenfisch an, während sie den reinen Wasserfluss zumeist nicht beachteten. Sie bevorzugten außerdem auch den verwirbelten Weg gegenüber dem unbeeinflusst strömenden Duft. Ganz anders reagierten dagegen die behandelten Fische: Bei Licht fanden sie zwar immer noch meistens erfolgreich den Weg zur potenziellen Beute, allerdings verzögerte sich ihre Ankunftszeit am Ziel beträchtlich und sie unterschieden nicht mehr zwischen turbulent und ruhig fließenden Duftwassern. Wirklich schlecht schnitten sie jedoch im Dunkeln ab, wo ihre Suchzeit nochmals zunahm und nur wenige der Fische überhaupt ein Ziel erreichten. Dabei wussten sie nicht zwischen der Tintenfisch- und der reinen Meerwasserquelle zu unterscheiden. Da Dunkle Glatthaie vorzugsweise nachts jagen, benötigen sie also zwingend ihr Seitenlinienorgan, um Beute über den Duft aufzuspüren. (dl)

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