Sonnensystem: Happy Birthday, Findelkind
Glückwunsch, Pluto. Heute, am 18. Februar, vor 75 Jahren entdeckte der Astronom Clyde Tombaugh, damals gerade 24, durch sein Teleskop am Lowell-Observatorium in Arizona von der Erde aus das Licht der fernen Pluto-Welt. Endlich war damit der lang gesuchte neunte Planet unseres Sonnensystems gefunden, das Mysterium von "Planet X" aufgedeckt.
Tombaugh wusste genau, was er suchte: "Planet X" wurde schon lange zuvor postuliert. Seine Existenz verriet sich gravitätisch-mathematisch: Eine unbekannte Schwerkraftquelle wackelte irritierend den äußeren Neptun minimal aus der Bahn – ein eindeutiger Beweis für einen Himmelskörper jenseits seiner Umlaufbahn. Pluto wirklich zu finden, war dann ein Nadel-Heuhaufen-Problem – also eine Frage von Mühsal und Zeit, gelöst von Tombaugh. Und erst seitdem ist unser Sonnensystem mit dem kleinsten und sonnenfernsten Planeten endlich komplett ...
... kompletter Quatsch, das. Die Berechnungen, auf Grund derer "Planet X" damals gesucht worden war, waren nämlich schlicht falsch – ein Wunder, dass Tombaugh tatsächlich etwas fand. Im übrigen: Pluto ist gar kein Planet. Pluto ist wahrscheinlich ein beiläufig eingefangener Steinbrocken aus den fernen Randwolken des Sonnengravitations-Einflusses. Pluto hat nicht einmal eine ordentliche Umlaufbahn um die Sonne: Seine Neigung ist viel größer als die der echten Planeten. Außerdem rotiert er in Gegenrichtung zu den anderen. Und sein Äquator liegt fast im rechten Winkel zur Flugrichtung. Gut, das macht Uranus auch so – aber insgesamt eiert der "Planet" Pluto nicht standesgemäß planeten-like. Und von wegen "sonnenfernster": Das war, wegen dieses Pluto-Umlaufbahngeeieres, zuletzt von Januar 1979 bis Februar 1999 ja wohl nachweisbar Neptun. Planet? Der? Nicht wirklich ...
... Moment, Atmosphäre. Auch die – sie besteht wohl aus ein paar Stickstoff- CO2- und Methan-Molekülchen, welche den Luftdruck auf lächerlich minimale Mikrobar bringen könnten – existiert nicht einmal dauerhaft: Im sonnenfernen Orbit des "Planeten" friert sie wahrscheinlich einfach weg, und wird dann erst in relativer Sonnennähe wieder aufgetaut und gasförmig. Ansonsten ist auf dem felsigen Schneeball aus etwa 70 Prozent Stein und 30 Prozent gefrorenem Wasser mit seinen drei Sorten Exoteneis – gefrorenem Stickstoff, Methan, Kohlenmonoxid und Ethan – nichts besonders lange wirklich atmosphärisch ...
... weswegen wir ganz schnell da hinfliegen sollten – denn seit 1989 entfernt sich Pluto wieder auf seiner elegant geschwungenen Ellipsenbahn von seinem sonnennächsten Punkt in 4386 Millionen Kilometern weg. So ab dem Jahr 2015 wird die Atmosphäre wieder in der zunehmenden Eiskälte wegzufrieren beginnen. Und acht Jahre Reisezeit wird eine Plutosonde schon brauchen, inklusive einer notwendigen Schwunghol-Aktion am Jupiter im Jahr 2007. Erst in 210 Jahren steht Pluto dann wieder günstig genug zur Atmosphärenuntersuchung in Sonnennähe. Und das letzte Startfenster im vergangenen Jahr, eigentlich vorgesehen für die rüde gestrichene Mission "Pluto-Express", wurde nicht genutzt. Bleibt nur noch eine Hoffnung: Die noch in der Planungspipeline liegende Pluto-Mission "New Horizons" muss ihre endgültige Finanzierungszusage erhalten. Sicher ist bis dahin nur, dass ab Plutos 75. Geburtstag nur noch 326 Tage vergehen werden, bevor das knappe Startfenster zum Pluto aufgeht ...
... hm. Na gut. Aber ein paar Planetoiden zwischen Jupiter und Mars könnte man nach der Definition dann auch als Planeten bezeichnen ...
... schon wahr. Aber die haben nicht heute Geburtstag.
Stimmt auch wieder. Na dann: Herzlichen Glückwunsch, Pluto! Auch wenn Du doch nur ein großer Kuiper-Gürtel-Körper sein solltest.
... kompletter Quatsch, das. Die Berechnungen, auf Grund derer "Planet X" damals gesucht worden war, waren nämlich schlicht falsch – ein Wunder, dass Tombaugh tatsächlich etwas fand. Im übrigen: Pluto ist gar kein Planet. Pluto ist wahrscheinlich ein beiläufig eingefangener Steinbrocken aus den fernen Randwolken des Sonnengravitations-Einflusses. Pluto hat nicht einmal eine ordentliche Umlaufbahn um die Sonne: Seine Neigung ist viel größer als die der echten Planeten. Außerdem rotiert er in Gegenrichtung zu den anderen. Und sein Äquator liegt fast im rechten Winkel zur Flugrichtung. Gut, das macht Uranus auch so – aber insgesamt eiert der "Planet" Pluto nicht standesgemäß planeten-like. Und von wegen "sonnenfernster": Das war, wegen dieses Pluto-Umlaufbahngeeieres, zuletzt von Januar 1979 bis Februar 1999 ja wohl nachweisbar Neptun. Planet? Der? Nicht wirklich ...
... wohl wirklich! Sogar zweifach! Pluto und sein Mond Charon sind schließlich sozusagen ein Doppelplanet: Charon, 1978 entdeckt, ist etwa halb so massereich wie der Planet selbst. Was zu einem faszinierenden Umlauf-Pas-de-deux führt, bei dem nicht ganz klar ist, ob Charon um Pluto kreist oder umgekehrt. Hat lange gedauert, bis das enge Pärchen von der Erde aus optisch zu trennen war: Das Hubble-Teleskop hat es dann zum Beispiel geschafft. Mit ihm können sogar hellere und dunklere Bereiche auf der Pluto-Oberfläche ausgemacht werden – letztere sind auch offenbar etwas wärmer als erstere. Obwohl, naja, warm: Deutlich unter minus 200 Grad Celsius fällt die Temperatur auch in den Pluto-Tropen. Die auch erst vor kurzem entdeckte Atmosphäre des Planeten scheint zugegeben etwas dünn, um Wärme zu halten ...
... Moment, Atmosphäre. Auch die – sie besteht wohl aus ein paar Stickstoff- CO2- und Methan-Molekülchen, welche den Luftdruck auf lächerlich minimale Mikrobar bringen könnten – existiert nicht einmal dauerhaft: Im sonnenfernen Orbit des "Planeten" friert sie wahrscheinlich einfach weg, und wird dann erst in relativer Sonnennähe wieder aufgetaut und gasförmig. Ansonsten ist auf dem felsigen Schneeball aus etwa 70 Prozent Stein und 30 Prozent gefrorenem Wasser mit seinen drei Sorten Exoteneis – gefrorenem Stickstoff, Methan, Kohlenmonoxid und Ethan – nichts besonders lange wirklich atmosphärisch ...
... weswegen wir ganz schnell da hinfliegen sollten – denn seit 1989 entfernt sich Pluto wieder auf seiner elegant geschwungenen Ellipsenbahn von seinem sonnennächsten Punkt in 4386 Millionen Kilometern weg. So ab dem Jahr 2015 wird die Atmosphäre wieder in der zunehmenden Eiskälte wegzufrieren beginnen. Und acht Jahre Reisezeit wird eine Plutosonde schon brauchen, inklusive einer notwendigen Schwunghol-Aktion am Jupiter im Jahr 2007. Erst in 210 Jahren steht Pluto dann wieder günstig genug zur Atmosphärenuntersuchung in Sonnennähe. Und das letzte Startfenster im vergangenen Jahr, eigentlich vorgesehen für die rüde gestrichene Mission "Pluto-Express", wurde nicht genutzt. Bleibt nur noch eine Hoffnung: Die noch in der Planungspipeline liegende Pluto-Mission "New Horizons" muss ihre endgültige Finanzierungszusage erhalten. Sicher ist bis dahin nur, dass ab Plutos 75. Geburtstag nur noch 326 Tage vergehen werden, bevor das knappe Startfenster zum Pluto aufgeht ...
... hinfliegen, zum Nicht-Planeten? Naja, warum eigentlich nicht – "New Horizons" soll ja nach seinem noch vagen Date mit Pluto auch noch ein paar andere Objekte besuchen. Sedna oder Quaoar vielleicht, den größten bekannten Pluto/Charon-Gegenstücken im Kuiper-Gürtel. Aber wenn schon Pluto ein Planet sein soll: Warum die nicht auch? Den Rekord als "kleinster Planet" hätte "Plutochen" dann auch verloren. Überhaupt, wahrscheinlich hat Pluto nur einfach mehr Glück gehabt als, sagen wir mal, Triton, der größte Mond von Neptun, dem Pluto alles in allem verdächtig ähnlich sieht. Vielleicht sind Pluto, Triton, Sedna, Quaoar und Co Brüder – und Pluto nur als einziger in einer glücklichen Umlaufbahn hängen geblieben, statt im Kuiper-Gürtel zu versauern oder von Neptun an die Schwerkraft-Kandare genommen zu werden ...
... aber Sedna und Quaoar und was sonst noch da draußen im Kuiper-Gürtel herumschwirrt, fehlt doch einiges an Zeug zum Planeten – im Gegensatz zu Pluto. Planet ist doch, könnte man sagen, alles, was um die Sonne kreist und rund ist – also sich selbst per Gravitation aus angesammelter Masse abgekugelt hat. Ungebunden übrig gebliebene Großbrocken aus der Frühzeit des Sonnensystems zählen da nicht. Zudem hat sich erst vor kurzem herausgestellt, dass die ganzen Kuiper-Gürtel-Objekte, die man für fast plutogroß gehalten hat, in Wirklichkeit kleiner sind als gedacht – weil sie deutlich mehr Licht reflektieren als zuvor vermutet. Mit seinem Durchmesser von knapp 2300 Kilometern ist "Plutochen" also wahrscheinlich immer noch doppelt so groß wie die größten anderen Brocken da draußen ...
... hm. Na gut. Aber ein paar Planetoiden zwischen Jupiter und Mars könnte man nach der Definition dann auch als Planeten bezeichnen ...
... schon wahr. Aber die haben nicht heute Geburtstag.
Stimmt auch wieder. Na dann: Herzlichen Glückwunsch, Pluto! Auch wenn Du doch nur ein großer Kuiper-Gürtel-Körper sein solltest.
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