Naturschutz: Harapan heißt die Hoffnung
Sumatra weist eine der höchsten Entwaldungsraten der Erde auf. Naturschützer gehen deshalb neue Wege, um die Artenvielfalt der Insel zu retten.
Erst hatten Holzfäller die wertvollsten Stämme aus dem Wald im Süden Sumatras geholt und Wilderer viele der großen Wildtiere gejagt oder gefangen, nun drohte die endgültige Abholzung des Regenwaldes für die immer weiter expandierenden Palmöl- oder Eukalyptusplantagen. Wieder ginge damit ein großes Stück der letzten Sundaland-Trockenniederungsregenwälder – so der sperrige Name des Ökosystems – verloren: Vor 100 Jahren bedeckten sie noch 16 Millionen Hektar auf Sumatra, heute ist ihre Fläche um mehr als 95 Prozent geschrumpft.
Artenfülle trotz Forstwirtschaft
"Jeder Flecken des Regenwaldes hier wurde während der letzten Jahrzehnte durchforstet. Und einige Arten stehen deshalb kurz vor der Ausrottung. Aber dieses Ökosystem kann sich wieder vollständig regenerieren, so dass alle Lebewesen doch die Chance auf ihr Überleben haben", hofft Graham Wynne vom RSPB. 100 Jahre lang währt die Lizenz, die momentan zwei Millionen Dollar pro Jahr kostet – Aufwendungen, die durch eine Vielzahl von Spendern aus der ganzen Welt erbracht werden.
Dauerhafte Arbeitsplätze
Voraussetzung ist allerdings, dass zumindest eine gewisse Struktur im Bestand erhalten wird und nicht alle alten Urwaldriesen herausgeholt werden. Vor allem muss das Gebiet jedoch in seiner Gesamtheit bewaldet bleiben und darf nicht flächendeckend zerstört werden. In Harapan sollen dies nun Rangereinheiten gewährleisten, deren Mitglieder sich aus den angrenzenden Dörfern rekrutieren: Mehr als 170 Arbeitsplätze konnten die federführenden Organisationen so schaffen – einen Teil davon besetzten sie mit Mitgliedern der indigenen Batin Sembilan. Dieses Volk pflegt einen halb nomadischen Lebensstil und ist dazu auf Waldprodukte wie Rattan, Früchte und Honig angewiesen. "Diese Menschen können nun ihre Zukunft frei entscheiden. Der intakte Wald erlaubt ihnen, ihre Traditionen fortzuführen. Auf der anderen Seite können sie für Harapan als Ranger arbeiten", erklärt Sukianto Lusli.
Bislang läuft das Projekt so viel versprechend, dass die indonesische Regierung vor wenigen Wochen weitere Flächen zur Verfügung gestellt hat: Das geschützte Areal hat sich dadurch verdoppelt. Und die Naturschützer haben sich noch größere Ziel gesteckt, sagt Agus Utomo, der ebenfalls für Burung Indonesia arbeitet: "Sechzig Millionen Hektar Regenwald in Indonesien werden als Nutzwald eingestuft. Vieles davon weist wie Harapan eine beeindruckende Artenvielfalt auf. Es wäre wirtschaftlich und ökonomisch sinnvoll, wenn wir einen großen Teil davon ähnlich wie Harapan bewahren könnten. Alles andere wäre ein unwiederbringlicher Verlust für das Naturerbe Indonesiens."
Doch 2007 traten Naturschützer auf den Plan: Eine große Koalition aus dem deutschen Naturschutzbund (NABU), der britischen Royal Society for the Protection of Birds (RSPB), Birdlife International, der indonesischen Organisation Burung Indonesia und weiteren internationalen Verbänden erwarb mit Spendengeldern die Einschlagslizenz für ein 500 Quadratkilometer großes Waldstück in der Provinz Jambi – und taufte es auf den Namen "Harapan", das indonesische Wort für Hoffnung. Und diese Hoffnungen sind groß, wie Sukianto Lusli von Burung Indonesia sagt: "Wir glauben, dass Harapan gewaltige Fortschritte für die Wildtiere wie für die Dörfer in der Umgebung bringt. Wenn wir den Wald wiederherstellen, können wir Feuer verhindern, die die gesamte Region in der Vergangenheit immer wieder schwer getroffen haben."
Artenfülle trotz Forstwirtschaft
Während der letzten 60 Jahre holzte man in Harapan selektiv ab und holte Bäume mit besonders edlem Holz aus dem Wald. Forststraßen durchziehen die Region, und Einheimische aus den angrenzenden Dörfern legten Felder in der Konzession an. Dennoch hatte das Gebiet einen Großteil seiner Artenvielfalt behalten: Erste Bestandsaufnahmen belegen, dass sich hier eines der letzten Rückzugsgebiete des vom Aussterben bedrohten Sumatratigers erstreckt. Im Regenwald leben die im Bestand gefährdeten Elefanten, Schabrackentapire, Rothunde und Nebelparder sowie verschiedene weitere Raubtiere und Affen. Dazu kommen knapp 300 Vogelspezies, Amphibien, Reptilien und unzählige Insekten und Pflanzen.
"Jeder Flecken des Regenwaldes hier wurde während der letzten Jahrzehnte durchforstet. Und einige Arten stehen deshalb kurz vor der Ausrottung. Aber dieses Ökosystem kann sich wieder vollständig regenerieren, so dass alle Lebewesen doch die Chance auf ihr Überleben haben", hofft Graham Wynne vom RSPB. 100 Jahre lang währt die Lizenz, die momentan zwei Millionen Dollar pro Jahr kostet – Aufwendungen, die durch eine Vielzahl von Spendern aus der ganzen Welt erbracht werden.
Ein Studie von David Edwards von der University of Leeds und seinen Kollegen bestätigt den Wert von selektiv genutzten Regenwäldern für den Naturschutz [1]: Sie hatten Ur-, ein- und zweimal durchforstete Wälder in der malaysischen Provinz Sabah auf Borneo hinsichtlich der Artenvielfalt von Vögeln und Mistkäfern untersucht. Verglichen mit dem unveränderten Ökosystem waren zwar einige Arten verloren oder im Bestand zurückgegangen, die strikt auf unbeeinflusste, alte Wälder angewiesen sind. Doch insgesamt überdauerten drei Viertel der ursprünglichen Fauna selbst noch die zweite Abholzungsrunde – darunter auch viele bedrohte Spezies. Beginnt die erneute Nutzung nicht zu früh, bewahren also auch Nutzwälder eine riesige Artenfülle.
Dauerhafte Arbeitsplätze
Voraussetzung ist allerdings, dass zumindest eine gewisse Struktur im Bestand erhalten wird und nicht alle alten Urwaldriesen herausgeholt werden. Vor allem muss das Gebiet jedoch in seiner Gesamtheit bewaldet bleiben und darf nicht flächendeckend zerstört werden. In Harapan sollen dies nun Rangereinheiten gewährleisten, deren Mitglieder sich aus den angrenzenden Dörfern rekrutieren: Mehr als 170 Arbeitsplätze konnten die federführenden Organisationen so schaffen – einen Teil davon besetzten sie mit Mitgliedern der indigenen Batin Sembilan. Dieses Volk pflegt einen halb nomadischen Lebensstil und ist dazu auf Waldprodukte wie Rattan, Früchte und Honig angewiesen. "Diese Menschen können nun ihre Zukunft frei entscheiden. Der intakte Wald erlaubt ihnen, ihre Traditionen fortzuführen. Auf der anderen Seite können sie für Harapan als Ranger arbeiten", erklärt Sukianto Lusli.
Mit Hilfe ihrer lokalen Mitarbeiter gelang es den Naturschützern bereits, die illegale Abholzung und die Wilderei in der Region einzudämmen. Größere Waldbrände, die früher die Region immer wieder in dichten Rauch gehüllt haben, brechen überhaupt nicht mehr aus, seit entsprechend geschulte Patrouillen rasch auf Rauch reagieren und zum Löschen ausrücken. Gestartet ist mittlerweile auch ein Aufforstungsprogramm mit einheimischen Bäumen, das die am stärksten degradierten Bereiche von Harapan schneller wieder an besser erhaltene Areale anbinden soll: Insgesamt fünf Millionen Bäume wollen die Ökologen in den nächsten Jahren pflanzen lassen.
Bislang läuft das Projekt so viel versprechend, dass die indonesische Regierung vor wenigen Wochen weitere Flächen zur Verfügung gestellt hat: Das geschützte Areal hat sich dadurch verdoppelt. Und die Naturschützer haben sich noch größere Ziel gesteckt, sagt Agus Utomo, der ebenfalls für Burung Indonesia arbeitet: "Sechzig Millionen Hektar Regenwald in Indonesien werden als Nutzwald eingestuft. Vieles davon weist wie Harapan eine beeindruckende Artenvielfalt auf. Es wäre wirtschaftlich und ökonomisch sinnvoll, wenn wir einen großen Teil davon ähnlich wie Harapan bewahren könnten. Alles andere wäre ein unwiederbringlicher Verlust für das Naturerbe Indonesiens."
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