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News: Harte Töne

Der Computer als Stereoanlage - das könnte bald vorbei sein. Eine englische Firma hat Methoden entwickelt, die verhindern, daß Audio-CDs in den CD-ROM-Laufwerken von Computern abgespielt werden können. Damit soll die Piraterie mit kopierten Silberscheiben erschwert werden. Ob sich die CD-Hersteller darauf einlassen werden und sich damit eventuell den Zorn der Hörer zuziehen, ist noch unklar.
Softwarehersteller wie Microsoft oder Lotus benutzen das System SafeDisc der englischen Firma ç-dilla bereits, um das Kopieren ihrer CD-ROMs zu verhindern. Fernsehgesellschaften und Videohersteller haben ebenfalls bestimmte Schutzmechanismen gegen das unerlaubte Vervielfältigen ihrer Filme. Nur in der Musikindustrie konnte man bisher von einem sicheren Kopierschutz für die Produkte nur träumen.

SafeDisc soll dazu dienen, die unerlaubte Vervielfältigung oder das Versenden von Musik über das World Wide Web unmöglich zu machen. Es verpackt die Programme in eine verschlüsselte "Hülle", die nur geöffnet werden kann, wenn ein digitaler Signalcode auf der CD zu einem Benutzercode auf dem PC paßt. Auf einer CD werden die Daten in drei Schichten abgelegt, die das Laufwerk auch alle liest. Kopiert wird jedoch nur die oberste Schicht. Der Signalcode wird auf einer unteren Ebene abgelegt, so daß die Original-CD gelesen werden kann. Einer Kopie davon fehlt jedoch der "Schlüssel", und das CD-ROM-Laufwerk wirft sie als "unlesbar" wieder aus – selbst dann, wenn der korrekte Benutzercode des Rechners eingegeben wurde.

Eine zweites Sicherheitssystem, das von Peter Newman, dem Gründer von ç-dilla entwickelt wurde, profitiert davon, daß der Standard für Musik-CDs früher festgelegt wurde als der Standard für CD-ROMs. Da Fehler in den Audiodateien keinen verminderten Hörgenuß bedeuten, sehen normale CD-Spieler großzügig über falsche Bits hinweg. CD-ROM-Laufwerke verfügen dagegen über ein ausgeklügeltes Korrektursystem, das durch bestimmte Befehle auf der Scheibe aktiviert wird. Der Kopierschutz beruht schlicht darauf, daß auf den CDs falsche Informationen für das Korrektursystem eingebrannt werden. Ein normaler CD-Spieler wird davon nicht beeinträchtigt, ein CD-ROM-Laufwerk hingegen verweigert die Wiedergabe. Auf diese Art und Weise kann die Musik nicht mehr auf eine andere CD gebrannt oder auf dem Computer gespeichert werden, um von dort in komprimierter Form über das World Wide Web verschickt zu werden. Dieses System, das Peter Newman Audio-Lok getauft hat, soll nächstes Jahr auf den Markt kommen.

Der Durchbruch kommt jedoch wahrscheinlich zur falschen Zeit. Gerade hat sich die Secure Digital Music Initiative der Musikindustrie mit den Elektronikherstellern geeinigt, daß CD-Besitzer Kopien auf ihren PC laden dürfen, da es keinen sicheren Weg zu geben schien, das zu verhindern.

Werden die Musikhersteller Audio-Lok dann überhaupt nutzen? Paul Jessop von der International Federation of the Phonographic Industry sagt dazu: "Die Musikhersteller begrüßen das Hören von CDs auf Computern. Die Möglichkeit, CDs herzustellen, die man nicht vervielfältigen kann, könnte jedoch für einige Unternehmen von großem Interesse sein."

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