News: Hauptsache warm
Um das Rätsel der glücklichen Partnerschaft zu lösen, hat sich die Wissenschaft romantische Vorstellungen erst einmal aus dem Kopf geschlagen: Sozialpsychologen betrachten die Liebe als eine Rechenaufgabe, eine Beziehung ist ein Austausch von Investition und Gewinn. Die einen glauben, das wichtigste Kriterium für Zufriedenheit sei ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis für den einzelnen Partner, die anderen glauben, daß glücklich ist, wer kriegt, was er meint zu verdienen. Elke Rohmann verbindet diese beiden Ansätze und bezieht außerdem Bindungsstile, die schon in früher Kindheit und von Lebenserfahrung geprägt sind, mit in ihre Untersuchung ein.
Dafür führte die Psychologin drei Studien durch. 387 Personen jeden Alters beantworteten Fragen zu ihren Partnerschaften. Dabei ging es um personenbezogene Beiträge des Partners, zum Beispiel sein Aussehen und sein sozialer Status, um emotionale Beiträge wie die Wärme des Partners, und um alltägliche Beiträge, wie gutes Auskommen miteinander. Außerdem gaben die Befragten an, wie zufrieden sie sind, und ob sie glauben, daß ihre Partnerschaft noch lange andauern wird. Durch spezielle Fragen wurde der Bindungsstil der Befragten ermittelt. Nachdem die Forscherin alle Fragebögen ausgewertet hatte, setzte sie die Einzelergebnisse zueinander in Beziehung.
Dabei stellte sie fest, daß noch lange nicht alle Beiträge zur Partnerschaft denselben Einfluss auf ihre Qualität haben. Am meisten wird eine Beziehung durch die Aspekte bestimmt, die direkt umgesetzt werden, und von denen der Partner profitiert, zum Beispiel die Wärme. Andere Qualitäten, die nur für die Person selbst Vorteile bringen, etwa ihr Aussehen und ihr Sozialstatus, haben nicht so großen Einfluß. Diese Unterscheidung trifft auch auf die Bedeutung der Erwartungserfüllung zu. Nachweislich steht sie in Zusammenhang mit der Zufriedenheit und dem Gefühl der Sicherheit in einer Partnerschaft. Bedeutungsvoll ist aber nur die Erfüllung der Wärme-Erwartung. Die Erwartungserfüllung und das Gerechtigkeitserleben beeinflussen die Qualität der Beziehung unabhängig voneinander.
Eine Überraschung erlebte Elke Rohmann bei der Auswertung eines Zusatzfragebogens, in dem die Erwartung und Gerechtigkeit bei der Hausarbeit erfragt wurden. Hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zu den anderen Angaben. Frauen erwarten, daß sie in einer Beziehung mehr Hausarbeit leisten müssen als der Mann. Männer haben nichts dagegen: Sie erwarten dasselbe, nämlich daß die Frau mehr tut als sie. Diese Erwartungen werden nicht nur erfüllt, sondern in zwölf von 21 erwähnten Tätigkeiten, wie Kochen, Waschen, Betten machen, Aufräumen usw. sogar übertroffen. Auch in Beziehungen, in denen die Frau vollzeitbeschäftigt ist, ist das nicht anders. Man könnte annehmen, daß wenigstens die Frauen das als einen Nachteil ihrer Beziehung werten, aber weit gefehlt. Im Gegensatz zu anderen Erwartungen an eine Partnerschaft hat die Erwartungsverletzung bei der Hausarbeit keinen negativen Einfluß auf die Beziehungsqualität.
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