Astronomie: Teleskop-Tausch auf dem Mauna Kea
Es sind immerhin keine Jungfrauen – aber für das neue Thirty Meter Telescope (TMT) auf dem Vulkan Mauna Kea in Hawaii soll die astronomische Forschung Opfer bringen. Damit das bisher umstrittene Großteleskop doch noch gebaut werden kann, sieht Gouverneur David Ige vor, dass mindestens vier der bereits vorhandenen 13 Großteleskope abgebaut werden, bevor das TMT fertig ist. Eine Protestbewegung hatte mit ihren seit März andauernden Aktionen eine Unterbrechung des Bauvorhabens erzwungen – sie werfen der Regierung und der Universität Hawaii vor, die religiösen Gefühle jener Hawaiianer missachtet zu haben, die den Berg als heiligen Boden betrachten. Der lang erwartete Vorstoß des Gouverneurs soll den schwelenden Streit um das vorerst gestoppte Bauprojekt entschärfen.
Hinter der Konfrontation steckt allerdings nicht nur ein Teleskop. Es geht auch um eine mehr als 100-jährige Geschichte von Kolonisierung und Rassismus, und später dann die Renaissance der präkolonialen Kultur samt einer durchaus relevanten Unabhängigkeitsdebatte. Unklar ist deswegen, ob der von Ige ins Spiel gebrachte Kompromiss den protestierenden Hawaiianern ausreicht. Der Sprecher der Demonstranten jedenfalls hat angekündigt, mit den Protesten das Projekt komplett stoppen zu wollen. Auch ob die Betreiber der betroffenen anderen Teleskope von dem Tauschhandel begeistert sind, ist bisher noch offen. Allerdings ist die Idee, die Anzahl der Teleskope auf dem Gipfel zu reduzieren, nicht neu. Die University of Hawaii legte schon 2010 einen Plan auf, mehrere der Observatorien abzubauen – auf dem Berg sollten nur die besten Teleskope stehen.
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