Depression: Heikle Diagnose
Hausärzte tun sich schwer, depressive Patienten richtig zu beurteilen.
Antriebslos, ohne Appetit, von Schlafproblemen geplagt – Symptome wie diese können auf eine Depression hindeuten. Für Betroffene ist der Hausarzt häufig die erste Anlaufstelle. Doch erkennt der die Krankheit auch? Laut britischer Mediziner vom Leicester General Hospital übersehen Allgemeinmediziner jede zweite Depression bei ihren Patienten. Umgekehrt diagnostizieren sie das Leiden häufig auch zu Unrecht.
Das Team um Alex Mitchell fasste 41 Studien mit insgesamt mehr als 50 000 Patienten zusammen, deren Hausarztbefunde mit den Ergebnissen ausführlicher klinischer Interviews seitens der jeweiligen Forscher verglichen worden waren. In einer typischen Stadt-Praxis eines Allgemeinarztes ist demnach etwa jeder fünfte Patient depressiv. Die Ärzte in den von Mitchell analysierten Untersuchungen erkannten dies jedoch nur in der Hälfte der Fälle. Dafür stellten sie eine erkleckliche Anzahl "falsch-positiver" Diagnosen: Im Schnitt vermuteten sie bei knapp einem Fünftel der nicht-depressiven Patienten eine entsprechende psychische Störung.
Mitchells Erklärung: Hausärzte wüssten meist, dass statistisch gesehen einer von fünf Patienten eine Depression hat. Für die Beurteilung, ob die geschilderten Symptome gerade darauf zurückzuführen sind, hätten sie jedoch oft nur wenige Minuten Zeit. Vor allem leichtere Ausprägungen einer Depression würden so übersehen. Zur Ehrenrettung der Hausärzte taugt allerdings ein weiterer Befund der Forscher: Sahen die Ärzte ihre Patienten an zwei Terminen statt nur einmal, erkannten sie 90 Prozent der vorliegenden Depressionen richtig. (sc)
Mitchell, A. J. et al:Clinical Diagnosis of Depression in Primary Care: A Meta-analysis. In: The Lancet 10.1016/S0140-6736(09)60879-5, 2009.
Das Team um Alex Mitchell fasste 41 Studien mit insgesamt mehr als 50 000 Patienten zusammen, deren Hausarztbefunde mit den Ergebnissen ausführlicher klinischer Interviews seitens der jeweiligen Forscher verglichen worden waren. In einer typischen Stadt-Praxis eines Allgemeinarztes ist demnach etwa jeder fünfte Patient depressiv. Die Ärzte in den von Mitchell analysierten Untersuchungen erkannten dies jedoch nur in der Hälfte der Fälle. Dafür stellten sie eine erkleckliche Anzahl "falsch-positiver" Diagnosen: Im Schnitt vermuteten sie bei knapp einem Fünftel der nicht-depressiven Patienten eine entsprechende psychische Störung.
Mitchells Erklärung: Hausärzte wüssten meist, dass statistisch gesehen einer von fünf Patienten eine Depression hat. Für die Beurteilung, ob die geschilderten Symptome gerade darauf zurückzuführen sind, hätten sie jedoch oft nur wenige Minuten Zeit. Vor allem leichtere Ausprägungen einer Depression würden so übersehen. Zur Ehrenrettung der Hausärzte taugt allerdings ein weiterer Befund der Forscher: Sahen die Ärzte ihre Patienten an zwei Terminen statt nur einmal, erkannten sie 90 Prozent der vorliegenden Depressionen richtig. (sc)
Mitchell, A. J. et al:Clinical Diagnosis of Depression in Primary Care: A Meta-analysis. In: The Lancet 10.1016/S0140-6736(09)60879-5, 2009.
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