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News: Heimat verbindet

Schön, stattlich, charmant - Kriterien für die Partnerwahl gibt es viele. Bei Aalen kommt noch eines hinzu: die Herkunft. Sie bevorzugen offenbar Artgenossen aus der näheren Umgebung ihrer eigenen Heimat als zweites Elternteil für den Nachwuchs. Doch wahrscheinlich ist das alles nur eine Terminfrage.
Kontaktscheu? Nicht die Spur. Und doch – wie oft heftet man sich an Freunde und Bekannte, obwohl man die Gelegenheit hätte, neue, interessante Menschen kennenzulernen. Wer kennt das nicht?

Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) macht das ganz ähnlich. Vor allem, wenn es um den Partner für den Nachwuchs geht. Dabei galt er seit den Zwanziger Jahren als das Paradebeispiel für wildes Durcheinander bei der Gattensuche: Wer zur Paarungszeit in der Sargasso-See eintrifft, nutzt die freie Auswahl – egal, woher das Gegenüber stammt. Biologen bezeichnen das als Panmixie. Ein solcher Schmelztiegel merzt konsequent genetische Unterschiede aus, die sich zwischenzeitlich in den Lebensgemeinschaften bilden. Bisherige Protein- und DNA-Analysen hatten diese bestehende Vorstellung auch bestätigt.

Doch Thierry Wirth und Louis Bernatchez von der Université Laval in Quebec bringen sie nun ins Wanken. Die Forscher verglichen so genannte Mikrosatelliten-DNA der glitschigen Zeitgenossen. Diese Erbgutschnipsel bestehen aus einer extrem kurzen Folge von nur zwei bis vier Basen, die sich ständig wiederholen. Ihre Länge variiert von Individuum zu Individuum sehr stark, weil die Zelle häufig den Faden verliert und sich irrt, wenn sie diese Stücke vervielfältigt. Sie sind darum hervorragend geeignet, um genetische "Fingerabdrücke" zu erstellen und Verwandtschaftsbeziehungen zu klären.

So auch bei den Aalen. Die DNA-Sequenzen von 611 Exemplaren verrieten, aus welchen der verschiedenen Zuflüsse von Mittelmeer, Nordsee, Ostsee und Atlantik die Tiere stammten. Die genetischen Unterschiede zwischen den Paarungspartnern drückten auch gleichzeitig die Entfernung ihres Herkunftsortes aus. Und wie die Wissenschaftler feststellten, kann von Panmixie kaum die Rede sein, denn die Fische blieben unter ihresgleichen – zumindest, was die Heimat betrifft.

Die plausible Erklärung der Wissenschaftler lautet: Es ist alles eine Frage des richtigen Zeitpunktes. Sie vermuten, dass die Tiere aus verschiedenen Regionen zu unterschiedlichen Terminen in ihren Paarungsgründen eintreffen – und dort mit großer Wahrscheinlichkeit dann auf Artgenossen treffen, die aus ganz ähnlichen Gebieten angereist sind. Ein Partner aus ähnlichen Lebensverhältnissen hat natürlich auch seine Vorteile, denn sein Erbgut hat sich gegebenenfalls den besonderen Bedingungen vor Ort angepasst. Das würde es den zurückkehrenden Jungaalen erleichtern, sich dort zurechtzufinden.

"Dieses Ergebnis ist nicht überraschend, aber es ist wichtig", kommentiert Simon Archer von der University of Surrey die Studie. Er vermutet sogar, dass es mehrere Laichgründe gibt und nicht nur die Sargasso-See. So scheinen beispielsweise die mediterranenen Aale ihr Mittelmeer nicht unbedingt zu verlassen, denn aus der Straße von Gibraltar sind keine großen Schwärme bekannt.

  • Quellen
Nature 409: 1037–1040 (2001)

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