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Viele Vögel können es, Meeresschildkröten vermutlich auch - aber Krebse? Doch jetzt konnten Forscher nachweisen, dass Langusten mithilfe des Erdmagnetfeldes navigieren.
<i>Panulirus argus</i>
Panulirus argus ist ein äußerst mobiles Wesen. Am Tag versteckt sich die Karibische Languste in ihrem Bau, doch sobald der Schutz der Dunkelheit es zulässt, zieht sie los, ständig auf der Suche nach etwas Fressbarem. In ihren ausgedehnten Streifzügen entfernt sie sich mehrere Kilometer von ihrem Unterschlupf und kehrt doch rechtzeitig zur Morgendämmerung wieder zurück. Alljährlich unternimmt sie weit größere Wanderungen, die sich über mehrere hundert Kilometer entlang der Küste Floridas erstrecken können. Selbst über diese große Entfernungen kann die Languste zielsicher ihre Heimat wiederfinden. Wie macht sie das?

Larry Boles und Kenneth Lohmann von der University of Noth Carolina hatten den Verdacht, dass die Tiere ein Navigationsmittel nutzen, das viele Vögel auf ihren langen Reisen erfolgreich einsetzen: das Erdmagnetfeld. Die beiden Wissenschaftler sammelten daher Langusten bei den vorgelagerten Inseln von Florida ein, setzten sie in abgeschlossene Kisten und verfrachteten sie bis zu 30 Kilometer entfernt vom Fangort. Dort angekommen, verdeckten sie den Tieren die Augen und setzten sie in eine Versuchsarena.

Und was taten die Tiere? Schnurstracks bewegten sie sich genau in jene Himmelsrichtung, in der ihre Heimat liegen musste, obwohl ihnen Orientierungshilfen wie das Licht fehlten.

In einem zweiten Experiment tricksten die Forscher die Langusten aus: Die Tiere wurden diesmal nicht versetzt, sondern blieben an Ort und Stelle, wurden aber einem Magnetfeld ausgesetzt, das dem Erdmagnetfeld in 400 Kilometer Entfernung entsprach. Und wieder drängten die in ihrer Versuchsarena eingesperrten Tiere in die Himmelsrichtung, in der sie ihr Revier vermuteten.

Offensichtlich nehmen die Krebse mehr wahr als lediglich die Himmelsrichtung. Denn allein ein Kompass nützt den Tieren wenig, solange sie nicht "wissen", wohin die Reise sie führt. Vielmehr, so vermuten die Forscher, speichern die Langusten eine Art Karte ihrer Heimatregion ab, indem sie Richtung und Stärke des Erdmagnetfeldes registrieren.

Diese Karte hätte allerdings ihre Tücken, gibt Thomas Alerstam von der Lund University zu bedenken. Denn die Stärke des Erdmagnetfeldes verändert sich deutlich nur in größeren Entfernungen, und zwar hauptsächlich in Nord-Süd-Richtung. Dennoch finden die Langusten auf kurzen Distanzen – auch in Ost-West-Richtung – ihren Weg zurück. Außerdem variiert das Erdmagnetfeld im Laufe der Zeit, sodass die Tiere ihre Karte ständig aktualisieren müssten.

Wie dem auch sei, Panulirus argus ist jetzt das erste wirbellose Tier, bei dem eine Kompassnavigation nachgewiesen werden konnte. Wo das entsprechende Organ – wenn es denn ein solches gibt – bei den Tieren sitzt, ist noch völlig unklar. So tappen die Forscher, genau wie bei Vögeln, bei denen der Kompass ebenfalls noch nicht geortet wurde, auch bei den Langusten noch im Dunkeln.

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