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News: Heiße Schneeballschlacht

Vor langer Zeit glich unsere Erde einem Schneeball: Charakteristische Sedimente zeugen davon, dass sich Gletscher bis an den Äquator ausgebreitet hatten. Doch wie stand es mit den Ozeanen? Waren auch sie eisbedeckt? Das Verhältnis von Kohlenstoffisotopen in Ablagerungen jener Zeit sprechen dagegen. Aber die Schlussfolgerungen ernten harte Kritik.
Eiszeiten gab es immer mal wieder auf unserem Planeten, doch die frostigen Lebensbedingungen vor 750 Millionen Jahren wurden nie wieder erreicht. Damals hatten verschiedene Faktoren dazu geführt, dass eine mächtige Eisdecke die Kontinente der Erde überzog, aus der sie erst 150 Millionen Jahre später wieder auftauten. Wissenschaftler streiten sich jedoch heftig darüber, ob auch die Meere unter einer Eisschicht verschwanden und somit nahezu jegliche biologische Produktion zum Erliegen kam.

Diesen Schluss hatten Paul Hoffmann und Daniel Schrag von der Harvard University und seine Kollegen 1998 gezogen, als sie das Verhältnis der Kohlenstoffisotope 12C und 13C in vor- und nacheiszeitlichen Sedimenten verglichen. Sie stellten fest, dass kurz vor der globalen Eiszeit die 13C-Gehalte stark abfielen und sich auch in den postglazialen Ablagerungen erst nach einer Weile erholten. Da Pflanzen und Grünalgen bevorzugt 12C aufnehmen und sich somit 13C relativ im Wasser anreichert, müssen sie nach Ansicht der Forscher in der Zwischenzeit wohl untätig gewesen sein – kein Wunder bei den eisigen Bedingungen.

Martin Kennedy von der University of California in Riverside sieht die Sache jedoch anders. Zusammen mit seinen Kollegen hat er sich die Verteilung der Kohlenstoffisotope in glazialen Sedimenten aus Namibia, Australien und Nordamerika vorgenommen und dabei keinerlei Hinweise auf eine verminderte pflanzliche Produktion entdeckt, im Gegenteil: Die ganze Zeit hindurch lagen die 13C-Werte so hoch, dass in den Meeren das Leben offenbar nur so blühte. Von einem globalen Schneeball, so die Meinung der Forscher, könne daher keine Rede sein.

Schrag weist diesen Schluss jedoch scharf zurück: "Die chemischen Argumente sind viel zu stark vereinfacht und zum größten Teil einfach falsch." Gegner wie Befürworter der These warten nun gespannt darauf, dass der Wissenschaftler seine Kritik zu Papier bringt und die nächste Diskussionsrunde eröffnet.

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