spektrumdirekt unterwegs: Helden in dunkler Zeit
Mit "HOMER - Der Mythos von Troia in Dichtung und Kunst" in Mannheim und "Zeit der Helden" in Karlsruhe widmen sich gleich zwei aktuelle Ausstellungen dem alten Griechenland. Erstmals stehen dessen "dunkle Jahrhunderte" im Zentrum: Hier tummelten sich auch die Helden der Ilias.
"... da ja von Anbeginn nach dem Homeros gelernt haben alle...", dichtete einst der Philosoph Xenophanes (500 v. Chr.). Da habe er ganz lapidar die Wahrheit gesagt, schreibt der Baseler Altphilologe Joachim Latacz im Katalog zur Mannheimer Ausstellung:
Ihren Anfang macht der Dichter folgerichtig selbst, beziehungsweise sein marmornes Konterfei. Unverkennbar die eingefallenen Wangen, der Rauschebart, die geschlossenen Augen: So habe sich die antike Welt den Dichterfürsten vorgestellt, sagt die Mannheimer Kuratorin Claudia Braun. Die berühmte Büste ist die römische Kopie eines griechischen Originals aus der Zeit um 460 v. Chr. und gleichzeitig das älteste bekannte Abbild des Dichters.
Weitere Homer-Darstellungen verschiedenster Epochen schließen sich an – in Stein gehauen oder als Münzen geprägt. Stets symbolisiert eine Binde im Haar Herrschaftlichkeit, wenn nicht seine Vergöttlichung. Ein Relief aus der Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts wird sogar noch expliziter: Unterhalb von Zeus und Apollon empfängt der thronende Schöpfer von Ilias und Odyssee Huldigungen und Opfergaben.
Was man dagegen über den realen Menschen weiß, ist beileibe nicht viel. Nicht einmal sein bekanntestes Erkennungszeichen – die Blindheit – ist sicher belegt. Wie er aus der Innenschau schöpfte, das habe man vielleicht eher damit andeuten wollen, meint Claudia Braun:
Auf einer Karte haben die Ausstellungsmacher all die Städte markiert, die den Anspruch erhoben, sein Geburtsort zu sein. Doch Definitives lässt sich auch hier nicht sagen. Am wahrscheinlichsten gilt mittlerweile, dass er in der zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts v. Chr. auf der Insel Chios oder aber in einer kleinasiatischen Stadt, etwa Smyrna, dem heutigen Izmir, geboren wurde.
Somit entstanden die Werke, wie die Ausstellung zeigt, in einer Zeit des kulturellen Neubeginns. Im achten Jahrhundert vor Christus markierten ein plötzliches Aufblühen der Künste und die wiedergewonnene Schriftlichkeit den Beginn einer neuen Epoche, der sogenannten Orientalisierenden Periode, benannt nach dem Einfluss aus dem vorderasiatischen Raum. Die Geschehnisse um Odysseus oder die Stadt Troja gehörten auch damals schon, so sie auf einer wahren Begebenheit beruhen, einer weit zurückliegenden Vergangenheit an.
Obwohl die Handlung in mythischer Vorzeit zu spielen scheint, in der Götter auf Erden wandeln und ihre halbmenschlichen Abkömmlinge übernatürliche Kräfte haben, "kann man die Ilias lesen wie eine Enzyklopädie", findet Claudia Braun. Denn viele Details decken sich mit archäologischen Befunden aus einer ganz realen "Zeit der Helden". Wer sich für sie interessiert, ist in der gleichnamigen Karlsruher Ausstellung bestens aufgehoben. Dort beschäftigt sich nämlich weltweit erstmals ein Museum mit den "dunklen Jahrhunderten" Griechenlands, die um 1200 v. Chr. begannen und erst mit dem kulturellen Aufschwung des achten vorchristlichen Jahrhunderts zu Zeiten Homers endeten.
Das Badische Landesmuseum habe sich bewusst dafür entschieden, eine lange übersehene Epoche der Antike in den Vordergrund zu rücken, erzählt Ausstellungsmacherin Katarina Horst.
Und die begannen mit einem Paukenschlag. Hochkulturen, wie Mykene, die bis zum 12. Jahrhundert v. Chr. in der Ägäis den Ton angaben, lagen mit einem Mal in Schutt und Asche. Spuren der Zerstörung fanden Forscher im gesamten östlichen Mittelmeerraum. Warum, ist immer noch eine offene Frage, an der intensiv geforscht wird. Nahm man lange Zeit an, marodierende Volksgruppen, wie die Seevölker oder die Dorer, seien schuld, gelten mittlerweile innergesellschaftliche Instabilitäten als wahrscheinlicher.
"Vielleicht machte sich Unzufriedenheit mit der stark hierarchisch gegliederten Herrschaftsstruktur breit", sagt Katarina Horst. Die durch Unruhen geschwächte Gesellschaft wurde dann möglicherweise von einer weiträumigen Naturkatastrophe mit voller Wucht getroffen. Der Auflösung der politischen und wirtschaftlichen Organisation folgten Armut, Entvölkerung und Schriftlosigkeit – und schließlich der totale Systemkollaps, denn wie Ausgrabungen etwa in Tiryns auf der Peloponnes zeigen, wurde die Pracht der früheren "Palastzeit" nicht wiederbelebt. An der Stelle des ehemaligen Herrschaftssitzes von Tiryns errichteten die Bewohner einen Neubau, der im Vergleich zu den Ruinen seines Vorgängers geradezu winzig anmutet.
"In dieser Zeit finden wir eine immer massiver werdende Darstellung von Kriegern und Waffen", sagt die Karlsruher Kuratorin. "Starke Männer braucht das Land", fasst eine Schautafel passend zusammen – eine Entwicklung, die auch heutzutage noch Parallelen findet:
Doch die Karlsruher Ausstellungsmacher erkennen vor allem Positives an dieser Entwicklung: Die lokalen Kriegsherren standen Pate für die Helden der homerischen Epen. Als im griechischen Lefkandi in den 1980er Jahren ein Gebäude aus den "dunklen Jahrhunderten" entdeckt wurde, gab dies den Startschuss für das heutige Forschungsinteresse an dieser Epoche, erklärt Katarina Horst. "Es gibt ja insgesamt nur wenig Funde. Hier aber können wir tatsächlich nachverfolgen, wie der Heldenkult entstand."
Im Innern des lang gestreckten, Heroon genannten Hauses, das als Teilnachbau in Karlsruhe zu besichtigen ist, liegt der einstige Besitzer begraben. Später wurde es mit Erde zu einem Grabhügel umgestaltet, in dem sich über lange Zeit Verehrer des "Helden von Lefkandi" bestatten ließen. Auch Vasenmalereien künden vom Lebensideal des Kriegers, der seine Zeit mit Kämpfen und Gelagen zubringt.
Einen nicht unwesentlichen Beitrag an dieser Entwicklung dürfte auch die Verbreitung eines neuartigen Materials gehabt haben: Waffen und Gerätschaften aus Eisen erreichten, vermittelt über Zypern, die Ägäis und lösten die weichere Bronze ab. Überhaupt ist es die Vielzahl an Neuerungen, die die "dunklen Jahrhunderte" so faszinierend machen. "Die totale Auflösung der alten Ordnung hat das antike Griechenland, wie wir es kennen, überhaupt erst möglich gemacht", sagt Katarina Horst.
So trägt die Architektur des Heroon von Lefkandi bereits Züge der typischen Tempel mit umlaufender Säulenreihe. Die Vielzahl an lokalen Machtzentren leistete der Ausformung der griechischen Stadtstaaten – und damit letztlich der Demokratie – Vorschub.
Am Ende der Karlsruher Ausstellung ist man auch am Ende der "dunklen Jahrhunderte" angelangt: Dem gesamten Mittelmeerraum bringt der Einfluss der Phönizier neue Impulse, wobei vor allem Zypern die Rolle einer multikulturellen Drehscheibe spielt, die Handelsgüter aus und nach Vorderasien verschiffte. Und mit der Übernahme des phönizischen Alphabets tritt Griechenland endgültig aus dem Schatten der dunklen Jahrhunderte – vollplastische Statuen etwa passen bereits in das uns wohlbekannte Bild der Antike.
Zurück in Mannheim zeigen die homerischen Epen, wie die gemeinsame Erinnerung eines Volkes an eine Zeit der Anarchie in einen Sagenschatz einflossen, aus dem auch der Dichter schöpfen konnte. Tatsächlich handelt die Ilias nur einige Episoden aus dem Trojanischen Krieg ab, Homer knüpfte einfach an Bekanntes an: "Die Zuhörer kannten die Geschichte", sagt Claudia Braun. Vor allem Männer lauschten auf ihren Abendgesellschaften den Erlebnissen der heldenmütigen Krieger.
Wie eine Bildergeschichte reihen sich in Mannheim die Exponate, vor allem Vasen aus der Antike und Gemälde aus neuerer Zeit, aneinander. Begleittexte helfen denjenigen Besuchern, die ihren Homer vielleicht schon etwas länger nicht mehr aus dem Regal geholt haben. Die Handlung mit ihrer Abbildung zu verknüpfen, vermittelt durchaus einen neuen Blick auf die alten Fundstücke: Würde man sie isoliert betrachten, dürfte die Deutung des Dargestellten lediglich Experten interessieren, so aber kann man sich den Spaß machen und auf den Bildern nach Anspielungen auf das literarische Vorbild suchen.
Zwei gelungene Ausstellungen: Während Mannheim eher die Objekte für sich sprechen lässt und den kulturell Interessierten anvisiert, erfährt der Besucher der Karlsruher Schau Neues aus einer spannungsreichen Epoche, aufwändig inszeniert und auf der Höhe der Forschung.
Die Ausstellung in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen läuft noch bis zum 18.01.2009.
Die Ausstellung im Badischen Landesmuseum Karlsruhe bis zum 15.02.2009.
Nicht selten zähneknirschend mussten sich schon die Dichter der Antike eingestehen, im Schatten des "Süßwortigen" zu stehen. Einen Eindruck davon, wie Homer die europäische Literatur noch bis in die Neuzeit hinein prägte, vermittelt jetzt, nach ihrer ersten Station in Basel, eine Ausstellung in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen.
Ihren Anfang macht der Dichter folgerichtig selbst, beziehungsweise sein marmornes Konterfei. Unverkennbar die eingefallenen Wangen, der Rauschebart, die geschlossenen Augen: So habe sich die antike Welt den Dichterfürsten vorgestellt, sagt die Mannheimer Kuratorin Claudia Braun. Die berühmte Büste ist die römische Kopie eines griechischen Originals aus der Zeit um 460 v. Chr. und gleichzeitig das älteste bekannte Abbild des Dichters.
Weitere Homer-Darstellungen verschiedenster Epochen schließen sich an – in Stein gehauen oder als Münzen geprägt. Stets symbolisiert eine Binde im Haar Herrschaftlichkeit, wenn nicht seine Vergöttlichung. Ein Relief aus der Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts wird sogar noch expliziter: Unterhalb von Zeus und Apollon empfängt der thronende Schöpfer von Ilias und Odyssee Huldigungen und Opfergaben.
Was man dagegen über den realen Menschen weiß, ist beileibe nicht viel. Nicht einmal sein bekanntestes Erkennungszeichen – die Blindheit – ist sicher belegt. Wie er aus der Innenschau schöpfte, das habe man vielleicht eher damit andeuten wollen, meint Claudia Braun:
„Wer solche Verse hinterlässt, muss den Text doch sicherlich schriftlich vor sich gehabt haben“.
Auf einer Karte haben die Ausstellungsmacher all die Städte markiert, die den Anspruch erhoben, sein Geburtsort zu sein. Doch Definitives lässt sich auch hier nicht sagen. Am wahrscheinlichsten gilt mittlerweile, dass er in der zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts v. Chr. auf der Insel Chios oder aber in einer kleinasiatischen Stadt, etwa Smyrna, dem heutigen Izmir, geboren wurde.
Somit entstanden die Werke, wie die Ausstellung zeigt, in einer Zeit des kulturellen Neubeginns. Im achten Jahrhundert vor Christus markierten ein plötzliches Aufblühen der Künste und die wiedergewonnene Schriftlichkeit den Beginn einer neuen Epoche, der sogenannten Orientalisierenden Periode, benannt nach dem Einfluss aus dem vorderasiatischen Raum. Die Geschehnisse um Odysseus oder die Stadt Troja gehörten auch damals schon, so sie auf einer wahren Begebenheit beruhen, einer weit zurückliegenden Vergangenheit an.
Obwohl die Handlung in mythischer Vorzeit zu spielen scheint, in der Götter auf Erden wandeln und ihre halbmenschlichen Abkömmlinge übernatürliche Kräfte haben, "kann man die Ilias lesen wie eine Enzyklopädie", findet Claudia Braun. Denn viele Details decken sich mit archäologischen Befunden aus einer ganz realen "Zeit der Helden". Wer sich für sie interessiert, ist in der gleichnamigen Karlsruher Ausstellung bestens aufgehoben. Dort beschäftigt sich nämlich weltweit erstmals ein Museum mit den "dunklen Jahrhunderten" Griechenlands, die um 1200 v. Chr. begannen und erst mit dem kulturellen Aufschwung des achten vorchristlichen Jahrhunderts zu Zeiten Homers endeten.
Das Badische Landesmuseum habe sich bewusst dafür entschieden, eine lange übersehene Epoche der Antike in den Vordergrund zu rücken, erzählt Ausstellungsmacherin Katarina Horst.
Früher galt diese Phase, in der es weder ausgefeilte künstlerische Darstellungen, noch schriftliche Hinterlassenschaften gab, als schlichtweg uninteressanter Rückfall in die Kulturlosigkeit. Jetzt aber soll auch in der Öffentlichkeit ankommen, was in Archäologen-Kreisen seit einiger Zeit für immer mehr Begeisterung sorgt: die dunklen Jahrhunderte als Wegbereiter des klassischen Griechenlands.
Und die begannen mit einem Paukenschlag. Hochkulturen, wie Mykene, die bis zum 12. Jahrhundert v. Chr. in der Ägäis den Ton angaben, lagen mit einem Mal in Schutt und Asche. Spuren der Zerstörung fanden Forscher im gesamten östlichen Mittelmeerraum. Warum, ist immer noch eine offene Frage, an der intensiv geforscht wird. Nahm man lange Zeit an, marodierende Volksgruppen, wie die Seevölker oder die Dorer, seien schuld, gelten mittlerweile innergesellschaftliche Instabilitäten als wahrscheinlicher.
"Vielleicht machte sich Unzufriedenheit mit der stark hierarchisch gegliederten Herrschaftsstruktur breit", sagt Katarina Horst. Die durch Unruhen geschwächte Gesellschaft wurde dann möglicherweise von einer weiträumigen Naturkatastrophe mit voller Wucht getroffen. Der Auflösung der politischen und wirtschaftlichen Organisation folgten Armut, Entvölkerung und Schriftlosigkeit – und schließlich der totale Systemkollaps, denn wie Ausgrabungen etwa in Tiryns auf der Peloponnes zeigen, wurde die Pracht der früheren "Palastzeit" nicht wiederbelebt. An der Stelle des ehemaligen Herrschaftssitzes von Tiryns errichteten die Bewohner einen Neubau, der im Vergleich zu den Ruinen seines Vorgängers geradezu winzig anmutet.
"In dieser Zeit finden wir eine immer massiver werdende Darstellung von Kriegern und Waffen", sagt die Karlsruher Kuratorin. "Starke Männer braucht das Land", fasst eine Schautafel passend zusammen – eine Entwicklung, die auch heutzutage noch Parallelen findet:
Ohne politische Ordnung schart sich die Bevölkerung um charismatische Warlords, die durch ihr kriegerisches Geschick das Überleben der eigenen Gruppe sicherstellen.
Doch die Karlsruher Ausstellungsmacher erkennen vor allem Positives an dieser Entwicklung: Die lokalen Kriegsherren standen Pate für die Helden der homerischen Epen. Als im griechischen Lefkandi in den 1980er Jahren ein Gebäude aus den "dunklen Jahrhunderten" entdeckt wurde, gab dies den Startschuss für das heutige Forschungsinteresse an dieser Epoche, erklärt Katarina Horst. "Es gibt ja insgesamt nur wenig Funde. Hier aber können wir tatsächlich nachverfolgen, wie der Heldenkult entstand."
Im Innern des lang gestreckten, Heroon genannten Hauses, das als Teilnachbau in Karlsruhe zu besichtigen ist, liegt der einstige Besitzer begraben. Später wurde es mit Erde zu einem Grabhügel umgestaltet, in dem sich über lange Zeit Verehrer des "Helden von Lefkandi" bestatten ließen. Auch Vasenmalereien künden vom Lebensideal des Kriegers, der seine Zeit mit Kämpfen und Gelagen zubringt.
Einen nicht unwesentlichen Beitrag an dieser Entwicklung dürfte auch die Verbreitung eines neuartigen Materials gehabt haben: Waffen und Gerätschaften aus Eisen erreichten, vermittelt über Zypern, die Ägäis und lösten die weichere Bronze ab. Überhaupt ist es die Vielzahl an Neuerungen, die die "dunklen Jahrhunderte" so faszinierend machen. "Die totale Auflösung der alten Ordnung hat das antike Griechenland, wie wir es kennen, überhaupt erst möglich gemacht", sagt Katarina Horst.
So trägt die Architektur des Heroon von Lefkandi bereits Züge der typischen Tempel mit umlaufender Säulenreihe. Die Vielzahl an lokalen Machtzentren leistete der Ausformung der griechischen Stadtstaaten – und damit letztlich der Demokratie – Vorschub.
Auch der bekannte Götterhimmel mit den zwölf Olympiern entstand in dieser Zeit.
Am Ende der Karlsruher Ausstellung ist man auch am Ende der "dunklen Jahrhunderte" angelangt: Dem gesamten Mittelmeerraum bringt der Einfluss der Phönizier neue Impulse, wobei vor allem Zypern die Rolle einer multikulturellen Drehscheibe spielt, die Handelsgüter aus und nach Vorderasien verschiffte. Und mit der Übernahme des phönizischen Alphabets tritt Griechenland endgültig aus dem Schatten der dunklen Jahrhunderte – vollplastische Statuen etwa passen bereits in das uns wohlbekannte Bild der Antike.
Zurück in Mannheim zeigen die homerischen Epen, wie die gemeinsame Erinnerung eines Volkes an eine Zeit der Anarchie in einen Sagenschatz einflossen, aus dem auch der Dichter schöpfen konnte. Tatsächlich handelt die Ilias nur einige Episoden aus dem Trojanischen Krieg ab, Homer knüpfte einfach an Bekanntes an: "Die Zuhörer kannten die Geschichte", sagt Claudia Braun. Vor allem Männer lauschten auf ihren Abendgesellschaften den Erlebnissen der heldenmütigen Krieger.
Wie eine Bildergeschichte reihen sich in Mannheim die Exponate, vor allem Vasen aus der Antike und Gemälde aus neuerer Zeit, aneinander. Begleittexte helfen denjenigen Besuchern, die ihren Homer vielleicht schon etwas länger nicht mehr aus dem Regal geholt haben. Die Handlung mit ihrer Abbildung zu verknüpfen, vermittelt durchaus einen neuen Blick auf die alten Fundstücke: Würde man sie isoliert betrachten, dürfte die Deutung des Dargestellten lediglich Experten interessieren, so aber kann man sich den Spaß machen und auf den Bildern nach Anspielungen auf das literarische Vorbild suchen.
Zwei gelungene Ausstellungen: Während Mannheim eher die Objekte für sich sprechen lässt und den kulturell Interessierten anvisiert, erfährt der Besucher der Karlsruher Schau Neues aus einer spannungsreichen Epoche, aufwändig inszeniert und auf der Höhe der Forschung.
Die Ausstellung in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen läuft noch bis zum 18.01.2009.
Die Ausstellung im Badischen Landesmuseum Karlsruhe bis zum 15.02.2009.
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