Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Besuchen Sie Helden und Monster am Herbsthimmel!
Nach Vollmond Mitte September geht der Erdtrabant immer später auf, bis er bei Neumond schließlich nicht mehr zu sehen ist. Trotz des noch sommerlichen Wetters ist der 22. September 2016 offizieller Herbstanfang. Das bedeutet, die Sonne steht im Herbstpunkt im Sternbild Jungfrau. Der Herbstpunkt ist die Stelle, an der sich die Ekliptik – die Ebene des Sonnensystems – mit dem Himmelsäquator schneidet. Zu diesem Zeitpunkt steht die Sonne genau über dem Äquator, und Tag und Nacht sind überall auf der Erde gleich lang.
Der Herbst fängt zwar erst an, dennoch stehen die Herbststernbilder schon hoch am Himmel. Meiner Meinung nach kann man in diesem Bereich des Himmels besonders gut in die Welt der Sternbildmythen und Legenden eintauchen. Hier wurde eine der bekanntesten Geschichten der Antike verewigt. Es geht um den Helden Perseus und die schöne Andromeda.
König Kepheus und Königin Kassiopeia hatten eine wunderschöne Tochter, Andromeda. Ihre Überheblichkeit und Verherrlichung der Schönheit Andromedas brachten den Zorn der Götter über sie. Andromeda sollte daher dem Meeresungeheuer Cetus geopfert werden. Der Held Perseus wollte das verhindern. Er enthauptete die gefährliche Medusa, die jeden, der in ihre Augen schaute, sofort in Stein verwandelte. Perseus ritt auf dem geflügelten Pferd Pegasus in Windeseile zum Ort des Geschehens, ließ das Meeresungeheuer in die kalten Augen der Medusa blicken und rettete so Andromeda vor dem scheinbar sicheren Tod. Als Dank bekam er die junge Schönheit zur Frau. Ob das alles so ganz der Wahrheit entspricht, ist nicht bekannt. Die Protagonisten dieser epischen Geschichte sind jedoch allesamt am Herbsthimmel verewigt.
König Kepheus thront noch als Teil der Sommermilchstraße über dem Schwan. Direkt neben ihm befindet sich seine Königin Kassiopeia, auch als Himmels-W bezeichnet. Weiter östlich treffen wir auf den Helden Perseus. Zwischen den beiden befinden sich die bekannten offenen Sternhaufen h & chi, ein Genuss für jeden Fernglasbeobachter und schon mit bloßem Auge zu sehen. Etwas weiter südlich liegt Pegasus, das geflügelte Pferd. Es schließt sich direkt an Andromeda an, welche die berühmte Andromedagalaxie Messier 31 enthält. Sie ist unsere Nachbargalaxie und nur etwa 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt. Die Andromedagalaxie ist ebenfalls schon mit bloßem Auge als längliches, graues Fleckchen zu erkennen. Sie ist damit das am weitesten entfernte Objekt, das man ohne optische Hilfsmittel sehen kann. Auch die Furcht einflößende Medusa ist hier am Himmel zu finden. Sie hat allerdings kein eigenes Sternbild, sondern ist Teil des Perseus, der in den Darstellungen ihr Schlangenhaupt trägt. Als "Auge der Medusa" wird auch der Stern Algol genannt, ein Bedeckungsveränderlicher, der alle 2,87 Tage seine Helligkeit ändert. Da Sterne in der Mythologie etwas Perfektes, Göttliches waren, konnte es hier nur mit dem Teufel zugehen. Daher auch der Beiname "Teufelsstern" nach seinem arabischen Namen. Zum Schluss zeigt sich deutlich weiter im Süden am Himmelsäquator noch das Meeresungeheuer Cetus, heute das Sternbild Walfisch. In vielen künstlerischen Darstellungen der Sternbilder lässt sich noch der ursprüngliche Charakter erkennen.
Die Milchstraße ist bei Kepheus noch gut zu sehen, wird aber ab Perseus deutlich schwächer. Im Winter schauen wir auf einen sehr nahen Teil der Milchstraße, die so genannte Orionspur. Sie ist uns deutlich näher als die Sommermilchstraße, daher zeigen sich in den Wintermonaten so viele relativ helle Sterne. Die markanteste Figur am Herbsthimmel ist ein großer Teil des Pegasus, das Pegasusquadrat oder das Herbstviereck. Es wird gebildet aus den Sternen (im Uhrzeigersinn) Scheat, Markab, Algenib und Sirrah, der sich an Andromeda anschließt.
Man sollte jetzt, besonders gegen Ende des Monats, noch die Gelegenheit nutzen, die vielen Nebelgebiete im Umfeld der Sommermilchstraße zu beobachten. Bei der nächsten Neumondphase stehen sie schon fast zu tief, als dass man sie noch ausgiebig beobachten oder fotografieren könnte.
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