Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Helle Planeten am Abendhimmel
Schon am frühen Abend ist die Venus kurz nach Sonnenuntergang über dem Westhorizont als Abendstern zu sehen. Die Venus überholt uns im Herbst auf ihrer Umlaufbahn. Sie kommt daher der Erde immer näher und zeigt eine immer schmaler werdende Phase. Im Moment ist der Planet von der Erde aus gesehen etwa zur Hälfte beleuchtet. Wir können auf der Venus leider keine Oberflächendetails sehen. Die permanenten Wolkenschichten in der Venusatmosphäre sind so dicht, dass uns der Planet nur als gleichförmig weiße Kugel erscheint. Lediglich im ultravioletten Licht lassen sich einige Wolkenstrukturen sichtbar machen.
Nach der hellen Venus wird der Riesenplanet Jupiter sichtbar. Man kann ihn leicht entdecken, lässt man den Blick am Horizont etwas nach links in den Südwesten schweifen. Der helle funkelnde Stern über den beiden ist Arktur, der Hauptstern im Sternbild Bärenhüter, lateinisch Bootes. Zwischen den Planeten befindet sich Spika im Sternbild Jungfrau. Spika ist etwas leuchtschwächer und taucht erst eine Weile nach den beiden Planeten auf. Auch bei Jupiter lohnt sich ein genauer Blick durchs Teleskop. Am 25. August wird ab 21:18 Uhr MESZ für 42 Minuten nur Kallisto als einziger der vier großen Galileischen Monde zu sehen sein. Io befindet sich vor Jupiter, und Europa sowie Ganymed sind hinter dem Planeten versteckt. Anfang nächsten Monats wird es noch einmal interessant, wenn am 3. September um 21:18 Uhr MESZ die Schatten von Io und Europa für 32 Minuten gleichzeitig zu sehen sein werden.
Wir folgen weiter der tief stehenden Ekliptik und treffen über dem Südhorizont im Sternbild Schütze auf den Ringplaneten Saturn. Wenn man einigermaßen gute Sichtbedingungen hat und die Luft relativ ruhig ist, lässt sich im Ring des Saturn eine schwarze Linie erkennen – die Cassini-Teilung. Im Teleskop sieht sie wie eine Lücke im Ring aus. Tatsächlich zeigen die großartigen Aufnahmen der gleichnamigen Cassini-Mission, dass diese Lücke alles andere als leer ist. Cassini hat zwischen 2004 und 2017 die Ringebene mehrfach gekreuzt und dabei spektakuläre Aufnahmen gemacht, die man sich auf der Homepage der Mission anschauen kann.
Auf dem Gasplaneten selbst sind meist keine Details auszumachen. Im Gegenteil, alle 15 Jahre sehen wir die Ringe überhaupt nicht mehr, da wir dann genau auf ihre Kante schauen. Im Moment sind die Ringe jedoch schön weit geöffnet, das heißt, der Blickwinkel ist günstig für die Beobachtung. Um Saturn herum sieht man mehrere Monde als kleine feine Punkte. Am auffälligsten ist dabei Titan, der deutlich orangefarben etwas abseits zu stehen scheint. Titan ist der einzige Mond mit einer dichten Atmosphäre im Sonnensystem und wurde von der Sonde Huygens besucht.
Ein Stück weiter fällt der Mars durch seine rote Farbe am Himmel deutlich auf. Obwohl er nur den halben Durchmesser der Erde hat, erscheint er im Teleskop nach seiner Erdnähe am 27. Juli noch relativ groß. Der Mars wird von den beiden kleinen Monden Phobos und Deimos umkreist – ihre Namen bedeuten Angst und Schrecken in Anlehnung an den antiken Kriegsgott Mars. Die Monde sind allerdings nur in sehr großen Teleskopen zu sehen und nicht in der Reichweite der meisten Hobbyastronomen. Auf dem Roten Planeten selbst sind einige Oberflächenstrukturen erkennbar, die sich als dunkle oder hellere Flecken auf dem Planetenscheibchen abzeichnen. Der Mars ist kurz nach seiner Opposition sehr gut zu beobachten. Je mehr Zeit vergeht, desto früher am Abend wird er zu sehen sein. Leider liegt die Ekliptik im Sommer tief über dem Horizont, so dass die Beobachtungsbedingungen bei uns auf der Nordhalbkugel nicht ideal sind. Um die Planeten zu beobachten, muss man zurzeit durch sehr viel Erdatmosphäre schauen, was das Vergnügen sprichwörtlich trübt.
Der geringe Winkel der Ekliptik zur Horizontalebene hat aber nicht nur Nachteile. Die Sonne steht in der Nacht nur knapp unter dem Nordhorizont. Dadurch werden viele Satelliten noch beleuchtet, während am Boden schon die Dunkelheit hereingebrochen ist. Über unseren Köpfen sind ständig Satelliten unterwegs. Nachts sind sie als kleine Punkte sichtbar. Sie sehen aus wie Sterne, die sich gleichförmig übers Firmament bewegen, bis sie im Erdschatten verschwinden. Der bekannteste dieser Satelliten ist die Internationale Raumstation ISS. Sie fliegt am Tag mehrmals über Europa hinweg und ist dann oft einige Minuten als gleißend heller Lichtpunkt zu beobachten. Noch heller ist nur ein Iridium-Flare.
Die Satelliten der alten Iridium-Flotte bilden ein Kommunikationsnetzwerk rund um den Erdball. Ihre Antennen und Solarzellen reflektieren das Sonnenlicht extrem gut. Es lässt sich vorausberechnen, wann und wo ein solcher Sonnenreflex den Erdboden trifft. Befindet man sich in diesem Bereich, so zeigt sich ein extrem helles Aufleuchten am Himmel. Ein derartiger Iridium-Flare dauert nur wenige Sekunden und verschwindet danach wieder vor dem schwarzen Hintergrund des Alls. Die Erscheinung ist so überraschend und beeindruckend, dass viele Ufosichtungen darauf zurückzuführen sein könnten. Die Iridium-Flotte wird nach und nach durch modernere Satelliten erneuert, die keine Flares mehr erzeugen. Nutzen sie die Chance, dieses faszinierende Schauspiel zu beobachten, solange es möglich ist! Lassen Sie sich Flares und ISS-Überflüge an Ihrem Standort hier vorhersagen.
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