Medizin: Hepatitis-A-Virus bei Robben entdeckt
Ein Team um Simon Anthony von der Columbia University ist bei Robben auf ein Virus gestoßen, das dem menschlichen Hepatitis-A-Virus genetisch besonders ähnlich ist. Die Forscher entdeckten den Erreger, den sie inzwischen "Phopivirus" tauften, durch Zufall, als sie einen speziellen Stamm von Grippeviren untersuchten, dem vor der Küste New Englands im Jahr 2011 mehr als 150 Robben zum Opfer gefallen waren. Neben den toten Tieren fanden sie das neue Virus auch bei mehreren lebenden Seehunden, Sattel- und Kegelrobben in der Region. Es scheint recht verbreitet bei ihnen zu sein und sie zumindest auf den ersten Blick nicht krank zu machen, so die Forscher.
"Unsere Daten deuten darauf hin, dass das Hepatitis-A-Virus und das neu entdeckte Virus einen gemeinsamen Vorfahren haben, was heißt, dass zu irgendeinem Zeitpunkt in der Vergangenheit eine Übertragung stattgefunden haben muss", sagt Anthony. Ob der gemeinsame Viren-Vorfahre sich dabei vom Menschen auf die Robbe oder umgekehrt übertrug – oder ob möglicherweise noch ein dritter Wirt involviert war –, ist bisher noch unklar. Da viele verschiedene Robbenspezies heute das Phopivirus in sich tragen, müssen sie die Erreger in jedem Fall aber schon seit geraumer Zeit beherbergen. In einem nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler untersuchen, ob auch andere Spezies wie etwa Kojoten, die ab und an angespülte Robben fressen, Viren besitzen, die dem Hepatitis-A-Virus ähneln.
Bisher hatte man angenommen, dass Hepatoviren, zu denen auch dieses Virus zählt, nur bei Primaten vorkommen. Beim Menschen löst Hepatitis A eine akute Leberentzündung aus, die von Symptomen wie Übelkeit, Durchfall und Fieber begleitet wird, in den meisten Fällen aber problemlos wieder abheilt. Wer sich vorbeugend schützen will, kann sich impfen lassen.
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