Zu hohe Dosen: Hepatitis durch zu viele Energy-Drinks?
Die Dosis macht das Gift – nicht anders ist das bei Energy-Drinks. Mediziner aus den USA berichten jetzt von dem Fall eines 50-Jährigen, der medizinischen Rat suchte. Der Mann klagte unter anderem über Bauchschmerzen, Gelbfärbung der Haut sowie Übelkeit und Erbrechen. Die Ärzte diagnostizierten eine schwere akute Hepatitis, also Leberentzündung. Doch bei der Ursachenforschung wurden sie zunächst nicht fündig. Es gab keine Anzeichen für einen viralen Infekt, auch Drogen oder Alkohol spielten offensichtlich keine Rolle. Allerdings waren die Werte der B-Vitamine in seiner Leber verblüffend hoch. Das brachte das Team um Jennifer Harb vom University of Florida College of Medicine schließlich auf die anscheinend richtige Spur: Der Mann hatte mehr als drei Wochen tüchtig Energy-Drinks getrunken – jeden Tag vier bis fünf Dosen. Grund dafür sei berufliche Überlastung bei der Arbeit auf Baustellen gewesen.
Im Rahmen der stationären Behandlung verzichtete der Patient dann auf seine flüssige Energienahrung und erholte sich binnen weniger Tage von der Entzündung. Einen direkten Beleg für die Rolle der Getränke liefern die Forscher zwar nicht. Die schnelle Besserung auch ohne gezielte Hepatitis-Therapie sehen sie aber als Bestätigung ihrer Annahme. Zudem ist mindestens ein weiterer Fall von Hepatitis durch Energy-Drink-Konsum bekannt. Eine Patientin hatte damals täglich etwa zehn Dosen Energy-Drinks zu sich genommen.
Verantwortlich für die Leberschädigung dürfte das B-Vitamin Niacin sein, das den Drinks in verhältnismäßig großen Mengen beigemischt wird, da es dem Körper beim Energiestoffwechsel auf die Sprünge hilft. Pro Dose konsumierte der Mann 40 bis 50 Milligramm Niacin. Das entspricht einer Tagesdosis von bis zu 200 Milligramm. Bekannt sind schädliche Auswirkungen von Niacin ab 500 Milligramm; die Leberschädigung im Fall des 50-Jährigen geht also möglicherweise auf ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren zurück. Für viele Bestandteile der Energy-Drinks fehlten genaue Studien zur Toxikologie und Überdosierung, schreiben die Forscher. Vielleicht würden ähnliche Fälle von niacinbedingter Hepatitis aber bislang übersehen. Schätzungen zufolge gibt es allein in den USA rund 23 000 medizinische Notfälle durch Missbrauch von Nahrungsergänzungsmitteln im Jahr.
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