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Infrarotastronomie: Herschel entdeckt Sternaktivität hinter Dunkelwolken

Kreuz des Südens im Blick von Herschel
Der im Mai 2009 gestartete Infrarotsatellit der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA hat mit der regulären Beobachtungstätigkeit begonnen. Anfang September richtete Herschel sein Teleskop auf eine scheinbar dunkle Region im Sternbild Kreuz des Südens und überraschte die Astronomen mit Bildern einer aktiven Sternentstehungsregion. Wie eine mit Perlen besetzte Stickerei heben sich darauf neu entstandene Sterne von verdichteten leuchtenden Gaswolken ab.

Kreuz des Südens im Blick von Herschel | Dieses Falschfarbenbild einer zwei mal zwei Grad großen Himmelsregion im Sternbild "Kreuz des Südens" nahm der europäische Forschungssatellit Herschel am 3. September 2009 auf. Es zeigen sich zahlreiche kühle Gasfilamente, in denen sich neue Sterne bilden.
Am 3. September 2009 wurden die Instrumente SPIRE (eine fotometrische Kamera kombiniert mit einem Spektrometer) und PACS (eine fotometrische und spektroskopische Kamera) an Bord des mit einem 3,5 Meter großen Hauptspiegel ausgerüsteten Herschel-Observatoriums parallel geschaltet. Mit einer Belichtungszeit von mehr als sechs Stunden beobachteten die beiden Hochleistungsinstrumente ein zwei mal zwei Grad großes Feld in einer Region nahe der Milchstraßenbene, 60 Grad vom galaktischen Zentrum, im Sternbild Kreuz des Südens.

Die gleichzeitigen Belichtungen in fünf für das menschliche Auge nicht sichtbaren Infrarotbändern zwischen 70 und 500 Mikrometern wurden anschließend farbkodiert. Mit Hilfe der kombinierten Aufnahmen lässt sich so zwischen kaltem Material (rot) und warmen Regionen (blau) unterscheiden. Solche farbigen und detaillierten Aufnahmen waren mit früheren Infrarotteleskopen nicht möglich.

Sternentstehungsregion im Kreuz des Südens | Mit den beiden Kameras SPIRE (links) und PACS (rechts) gelangen dem Infrarotsatelliten Herschel Aufnahmen einer dichten Sternentstehungsregion im Sternbild Kreuz des Südens.
Bisher konnten die Astronomen nur mit großen Schwierigkeiten in derart dichte Gebiete hineinblicken, denn entlang der Sichtlinie in dieser Himmelsregion befindet sich eine Vielzahl von Staub- und Molekülwolken, die für das sichtbare Licht undurchsichtig sind. Mit den hochmodernen Infrarotkameras an Bord des Weltraumteleskops Herschel ließen sich diese nun durchdringen. Die neu entstandenen Aufnahmen eröffnen einzigartige Einblicke in entfernte Sternentstehungsregionen, die sich mit erdgebundenen Teleskopen nicht beobachten lassen.

Die Bilder enthüllen ein extrem reiches Reservoir aus kaltem Gas und Staub, in dem sich eine unerwartet hohe Aktivität zeigt. Sterne entstehen in kalten, dichten Umgebungen, die auf den Aufnahmen deutlich erkennbar sind. Das interstellare Gas ist hier zu einem Netz aus Filamenten verdichtet, das mit neu entstandenen Sternen gespickt ist und durch diese zum Leuchten angeregt wird.

Die Entwicklungsstadien dieser Sterne deuten darauf hin, dass sie ungefähr zur selben Zeit entstanden sind. Aus der beobachteten Struktur der Gaswolken lassen sich Rückschlüsse auf ihre Massen, Temperaturen und chemischen Zusammensetzungen ziehen. So erhalten die Forscher nun erstmals detaillierte Einblicke in die frühesten Phasen der Sternentstehung.

Janine Fohlmeister

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