Osterinsel: Heyerdahls Theorie zu den liegenden Skulpturen widerlegt
Jeder kennt sie – die teils über zehn Tonnen schweren Steinstatuen der Osterinsel. Weniger bekannt ist, dass es auch eine ganze Reihe von Figuren gibt, die nicht senkrecht auf einem Sockel stehen, sondern auf dem Boden liegen – so als seien sie umgestürzt. In seinem Bestseller "Aku-aku: The Secret of Easter Island" von 1958 vertrat Thor Heyerdahl die These, dass diese niemals aufgerichtet wurden, weil sie, warum auch immer, beim Transport zu ihrem Bestimmungsort schlichtweg liegen gelassen wurden.
Doch die Archäologen Colin Richards und Sue Hamilton haben im Boden nahe jener Skulpturen große Steinplattformen entdeckt – ihrer Ansicht nach handelt es sich dabei um Fundamente, auf denen die rund vier Meter hohen Skulpturen einst standen. Demnach wären sie tatsächlich im Lauf der Zeit umgefallen.
Und noch etwas: Alle Figuren befinden sich an Wegen, die – ausgehend von verschiedenen Teilen der Insel – zum Rano Raraku-Vulkan führen. Die Forscher vermuten daher, dass die Skulpturen einst Pilgerwege zum heiligen Berg der Osterinsulaner säumten. Dafür spricht auch, dass die moai den Wanderern zum Vulkan ihre Gesichter zuwandten. Damit stützen Richards und Hamilton eine Theorie, die bereits Katherine Routledge 1919 vertreten wurde. Der Transport von moai, der für Heyerdahl so zentral war, hätte damit erst später eingesetzt.
"Schockierend ist, dass Heyerdahl tatsächlich einige Hinweise auf die Existenz von Fundamenten fand," so Hamilton. "Aber wie viele Archäologen glaubte er so felsenfest daran, dass die Wege ursprünglich für den Transport von moai gedacht waren, dass er sie völlig ignorierte."
Claudia Reinert
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