News: High-Tech auf der Intensivstation
Neben jedem der zwölf Betten der Station befindet sich ein Terminal des vernetzten, elektronischen Patientendaten-Managementsystems. Der Arzt kann auf platzsparenden 20-Zoll-Flachbildschirmen alle lebenswichtigen Funktionen überwachen. Unter anderem sind auf dem Monitor dargestellt: Elektrokardiogramm, Blutdruck und andere wichtige Kreislaufmeßgrößen, Sauerstoffsättigung des Blutes, Kohlendioxid in der Ausatemluft. Das System dokumentiert nicht nur die Vitalfunktionen des Patienten, sondern auch die Behandlung und Pflege weitgehend automatisch und "papierfrei".
Meßwerte, zum Beispiel der Blutdruck, mußten früher auf Papier notiert werden – in den meisten Intensivstationen Deutschlands ist das heute noch die Regel. Dabei kann es zu Übertragungsfehlern oder Unsicherheiten kommen, etwa durch eine schlecht lesbare Handschrift. Das neue System schaltet diese Fehlerquellen aus.
Zudem bietet das Managementsystem Vorteile bei der Übermittlung der Ergebnisse einer Blutuntersuchung – denn diese gelangen vom Labor direkt und gut lesbar auf den Bildschirm am Krankenbett. Informationen über Blutbild, Blutzucker oder Gerinnungswerte landen so schneller und zuverlässiger beim Arzt, der bei der Behandlung eines Notfalls möglicherweise auf jede Sekunde Zeitersparnis angewiesen ist.
Geradezu revolutionär mutet die Möglichkeit an, wichtige Laboruntersuchungen mit kleinsten Blutproben direkt am Krankenbett durchführen zu können. Ein Pieks in den Finger, ein Tröpfchen Blut, das in einen Mikrochip gefüllt und mit diesem in ein Bauteil des "papierfreien Systems" gesteckt wird – und nach zwei Minuten liegen Ergebnisse am Bildschirm vor. Ergebnisse, für die man früher den Weg ins Labor hätte antreten, eine Assistentin mit den Analysen beauftragen und sich später vielleicht wegen einer schlecht lesbaren Handschrift per Telefon über die Werte vergewissern müssen. Der neue "Schnelltest" soll in Fällen zum Einsatz kommen, bei denen die Anwesenheit des Überwachungspersonals am Patientenbett unverzichtbar ist.
Mit elektronisch gesteuerten Spritzenpumpen werden Medikamente in geringsten Mengen verabreicht, und zwar kontinuierlich und exakt dosiert. Statt daß ein Arzt stündlich jeweils zwei Milliliter eines Medikaments gibt, sorgen die Spritzenpumpen dafür, daß diese zwei Milliliter im Verlauf einer Stunde gleichmässig in den Patienten gelangen – ein konstanter Wirkstoffspiegel stellt sich ein. Solche Pumpen sind Standard in Intensivstationen. Die Würzburger Besonderheit: Über eine spezielle Halterung liefern die Pumpen Daten zum Terminal am Bett: So kann der Arzt mit einem Blick auf den Bildschirm erfassen, welches Medikament dem Patienten gerade in welcher Dosierung verabreicht wird.
In der Klinik fuer Anästhesiologie sind alle gängigen Beatmungstechniken einschliesslich der Hochfrequenzbeatmung verfügbar. Letztere ist in Intensivstationen selten vertreten. Sie wird bei schwerem Lungenversagen eingesetzt und bewirkt sozusagen einen permanenten Dehnungszustand der Atmungsorgane. So wird verhindert, daß die Lungenflügel zu stark in sich "zusammenfallen".
Die bildgebende Diagnostik und Überwachung des Herzens erfolgt mit neuartigen Ultraschallsonden. Diese werden durch die Speiseröhre bis in die Nähe des Herzens geführt. Die Sonden sind so stark miniaturisiert, daß sie durch die Nase statt durch den Mund eingeschoben werden können. Dieses Verfahren schont zum einen den Patienten und kann zum anderen auch bei Fällen eingesetzt werden, bei denen es beispielsweise wegen einer Verletzung des Kiefergelenks nicht möglich ist, die Sonde über den Mund einzuführen.
Überdurchschnittlich ist die Summe der Verfahren, die den Ärzten in der anästhesiologischen Intensivstation zur Verfügung stehen, um die Hirnfunktionen bei Patienten mit Schädel-Hirn-Verletzung zu überwachen: Möglich sind die Messung der Sauerstoffsättigung mit einer Sonde direkt im Hirngewebe, Druckmessung im Schädelinneren und Messung der hirnelektrischen Aktivität.
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