Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Highlights der zweiten Maihälfte: Wanderer am Nachthimmel
Möchten Sie einen Blick auf den wichtigsten Kometen der vergangenen Monate werfen? Dann haben Sie jetzt in der zweiten Maihälfte Ihre letzte Chance. Der Komet Lovejoy verändert kaum noch seine Position am Nordhimmel direkt neben dem Himmelspol, aber seine Helligkeit nimmt nun immer mehr ab. Mitte Mai hat er nur noch eine Helligkeit von rund 9 Magnituden. Durch den Neumond am 18. Mai und die darauf folgenden dunklen Nächte ist er wegen der für unsere Breiten hervorragenden Stellung dennoch gut zu beobachten.
Ein Highlight des Jahres ist eine Sternbedeckung, die einen wirklich staunen lässt: Am 24. Mai 2015 um 18:45 Uhr MESZ wird der Asteroid (1669) Dagmar den Stern HIP49669 bedecken. Das Besondere ist dabei die Helligkeit des Sterns, denn dieser ist kein Geringerer als Regulus, der Hauptstern des Sternbilds Löwe. Durch die geringe Helligkeit des Asteroiden fällt die Helligkeit des Sterns für 2,4 Sekunden um fast 15 Magnituden ab! Mit anderen Worten, ein Stern, den man aus einer hell erleuchteten Fußgängerzone noch sehen kann, verschwindet einfach kurzzeitig. Jedoch ist laut Vorhersage die Bedeckung von Deutschland aus leider nicht zu sehen. Der Bedeckungspfad führt über Südspanien, Marokko, Tunesien, Ägypten und die südliche arabische Halbinsel. Normalerweise könnte es sich trotzdem lohnen, zu diesem Zeitpunkt einen Blick zu riskieren, denn die Bedeckungspfade können auch schon einmal einige Kilometer daneben liegen. Allerdings ist bei uns zum Zeitpunkt der Bedeckung die Sonne noch nicht untergegangen. Die besten Chancen hätte man wohl auf der arabischen Halbinsel oder auf Sri Lanka.
Mit fortschreitender Jahreszeit steht die Sonne, beziehungsweise die Ekliptik, jeden Tag ein wenig höher über dem Horizont und sinkt dadurch des Nachts immer kürzer unter den Horizont. Dadurch verbessert sich die Sichtbarkeit von Satelliten sehr deutlich. Im Sommer gibt es kaum einen Zeitpunkt, an dem man nicht irgendwo ein menschengemachtes Objekt über den Himmel ziehen sieht. Durch den flachen Stand der Sonne unter dem Horizont sind Objekte wie die Internationale Raumstation ISS in rund 400 Kilometer Höhe noch voll von der Sonne angeleuchtet, während am Boden schon tiefste Nacht herrscht. Dabei gilt, je langsamer sich das Pünktchen am Himmel bewegt, desto höher ist die Bahn des Satelliten.
Im niedrigen Erdorbit benötigt die ISS rund 90 Minuten, um einmal die Erde zu umrunden. Bei günstigen Gelegenheiten kann man sie bis zu viermal pro Nacht sehen. Der aufmerksame Himmelsbeobachter kann sie eigentlich gar nicht übersehen. Sie ist durch ihre große Fläche gleißend hell und leuchtet deutlich heller als jeder Stern oder Planet.
Eine weitere, sehr faszinierende Himmelserscheinung ist auch künstlichen Ursprungs, es sind die so genannten Iridium-Flares. Die Iridium-Kommunikationssatelliten dienen der Satellitentelefonie, und ihre Antennen reflektieren das Licht sehr gut. Steht nun die Antenne im richtigen Winkel zum Beobachter, wird dieser für zwei bis drei Sekunden regelrecht angeleuchtet. Ein Iridium-Flare kann bis zu –8 Magnituden hell werden, hält man sich gerade im nur wenige Kilometer breiten Sichtbarkeitskorridor auf.
Sie können sich ISS-Überflüge und Iridium-Flares für den eigenen Standort berechnen lassen: www.heavens-above.com/ oder mit dieser tollen App namens SatTrack für Android-Geräte: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.heavensabove&hl=de.
Der Gasplanet Saturn steigt dieses Jahr zwar nicht sehr hoch über den Südhorizont, kommt uns aber immerhin näher. Seine Opposition erreicht er am 23. Mai, dann ist er 1,35 Milliarden Kilometer von uns entfernt. An diesem Tag steht der Ringplanet der Sonne genau gegenüber und erreicht kurz nach Mitternacht seine höchste Stellung exakt im Süden.
Etwas später in der Nacht lassen sich schon die Sommersternbilder über dem Südosthorizont beobachten. Das Sternbild Leier steht dann auch schon hoch genug, um den berühmten Ringnebel Messier 57 zu bewundern. Er befindet sich genau zwischen den unteren beiden Sternen des Parallelogramms in der Leier und ist einer von drei relativ hellen Planetarischen Nebeln im Gebiet der Sternbilder Leier, Herkules und Schlangenträger. Die beiden anderen sind NGC 6210 rechts neben dem Herkules-Trapez und NGC 6572 links neben Beta Ophiuchi im Schlangenträger.
Für Fernglasbeobachter oder mit kleiner Vergrößerung kann auch die Galaxie Messier 101 interessant sein. Die große Spiralgalaxie steht zurzeit hoch im Zenit, benötigt aber beste Sichtbedingungen, um ihre Schönheit zu offenbaren. Grenzgänger mit freiem Südhorizont können am Abend noch die Galaxie Messier 83 über dem Sternbild Zentaur und den Kugelsternhaufen Messier 68 unter dem Raben aufsuchen. Die beiden befinden sich tief im Süden im Sternbild Wasserschlange und lassen sich zwischen 21 und 22 Uhr MESZ am besten beobachten.
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