Paläontologie: Himalaja bildete Wiege für eiszeitliche Megafauna
Die großen Wollnashörner Europas und Asiens hatten ihren Ursprung wohl im kalten Hochgebirge des Himalaja. Im Zanda-Becken im Westen Tibets fanden Forscher den Schädel und Unterkiefer eines Wollnashorns, die sie auf ein Alter von 3,7 Millionen Jahren datierten – und damit rund eine Million Jahre vor den Beginn der Pleistozän-Eiszeit. Die bisherige Vorstellung, dass die Evolution erst während dieser Kälteperiode die typische Megafauna aus Wollnashörnern, Mammuts und Co hervorbrachte, muss daher womöglich revidiert werden. Stattdessen glauben die Wissenschaftler um Tao Deng von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking nun, dass die tibetischen Wollnashörner (Coelodonta thibetana) die Vorfahren der Wollnashörner sind, die später in ganz Eurasien lebten.
Die Knochenfunde deuten Anpassungen an das harsche Klima auf rund 4000 Metern Höhe an: Das vordere Horn des tibetischen Wollnashorns war demnach an beiden Seiten abgeflacht. Damit konnte das Nashorn vermutlich besser den Schnee zur Seite schieben, um an Gras zu gelangen. Daneben entdeckten die Paläontologen noch weitere fossile Knochen von typischen Eiszeitarten, was ihre Theorie von einer Wiege für die Pleistozänfauna untermauert. So gruben die Forscher Fossilien von ursprünglichen Schneeleoparden, Tibetischen Antilopen und Blauschafen aus, deren evolutionäre Nachfahren alle heute noch im Himalaja leben. Auch das tibetische Yak gab es offensichtlich bereits zur Zeit des Wollnashorns. Im Gegensatz zu diesem hat es dort bis heute überlebt.
Das Wollnashorn hingegen starb mit dem Ende der Eiszeit aus. "Das ist oft die Ironie der Evolution", sagt Xiaoming Wang, der diesen bisher ältesten Wollnashornschädel gefunden hat. "Sehr erfolgreiche Arten können auch schnell wieder aussterben." Bisher ist auch weit mehr darüber bekannt, wie das Mammut, der Säbelzahntiger und auch das Wollnashorn ausstarben als darüber, wie diese Arten entstanden. Deng und seine Kollegen hoffen deshalb auf weitere Erkenntnisse aus dem Zanda-Becken. Durch seine Abgelegenheit ist es wissenschaftlich noch weit gehend unerschlossen. Allerdings müssen die Forscher eine siebentätige Fahrt auf sich nehmen, um ins Zanda-Becken zu gelangen. (lh)
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