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Himmelsphänomene: Rote Kobolde fotografiert

Der Himmel über der Atacama ist so klar, dass Astronomen hier einen nahezu optimalen Blick ins All genießen. Manchmal beobachten sie dabei auch irdische Leuchtphänomene.
Blick in den Sternenhimmel über der Südsternwarte

Normalweise ist die Europäische Südsternwarte (ESO) für ihre eindrucksvollen Bilder aus dem Weltraum bekannt – schließlich ist die Atmosphäre über ihrem Standort in der chilenischen Atacama-Wüste extrem klar und kaum durch menschliche Lichtverschmutzung beeinträchtigt. Das ermöglichte nun auch dem ESO-Fotografen Petr Horálek einige eindrucksvolle Aufnahmen eines sonst von der Erde schwer fassbaren Phänomens: Er beobachtete und dokumentierte mehrfach so genannte rote Kobolde oder Sprites, eine Art Blitz, die aus Gewitterwolken bis zu 90 Kilometer nach oben in der Atmosphäre ausschlagen. Am hellsten scheinen sie in Höhen von 65 bis 75 Kilometern über dem Erdboden. Diese Höhe, ihre kurze Lebensdauer von wenigen Zehntelsekunden und ihr Lichtspektrum, für das unser Auge im sichtbaren Bereich am wenigsten empfänglich ist, sorgen jedoch dafür, dass Sichtungen extrem selten sind. Manche Kobolde fächern auf ihrer Oberseite sogar auf und erinnern dann an Polarlichter oder Atompilze.

Bilderserie mit roten Kobolden | Rote Kobolde entstehen oberhalb von großen Gewittern und werden daher nur selten von der Erde aus fotografiert. Diese Bilder entstanden am La-Silla-Observatorium der Europäischen Südsternwarte in der chilenischen Atacama-Wüste.

Erst 1989 gelang es, sie erstmals zu fotografieren, und noch heute stammen viele Nachweise aus dem All wie von der Internationalen Raumstation ISS. Doch Horálek fotografierte sie nun gleich mehrfach: über dem Paranal-Observatorium und zuvor über der La-Silla-Station. Diese Kobolde stammten von einem Gewitter, das sich zum Zeitpunkt der Aufnahmen in etwa 500 Kilometer Entfernung in Argentinien entlud. Manche Astronomen erwägen sogar die Möglichkeit, Sprites in der Atmosphäre von Exoplaneten zu suchen – sie produzieren auch Radiowellen   –, um sie als Indikator für potenziell lebensfreundliche Atmosphären zu nutzen.

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