Planetenforschung: Hinweis auf aktiven Vulkanismus auf Venus entdeckt?
![Die Tag-Nacht-Grenze der Venus Die Tag-Nacht-Grenze der Venus](https://static.spektrum.de/fm/912/f2000x857/Venus_UV_s_pole_H.jpg)
Eine Forschergruppe um Emmanuel Marcq an der Université de Versailles-Saint-Quentin in Frankreich wertete nun Messdaten der europäischen Raumsonde Venus Express aus, die seit April 2006 unseren inneren Nachbarplaneten von einer Umlaufbahn aus erkundet. Sie benutzten dazu Daten des Ultraviolett-Spektrometers SPICAV aus den Jahren 2006 bis 2012. Die Forscher stellten fest, dass der Gehalt an Schwefeldioxid oberhalb der permanenten Wolkendecke der Venus bis zum Jahr 2007 zunächst deutlich anstieg und seitdem um mehr als einen Faktor 5 gefallen ist. Ähnliches wurde schon mehr als 20 Jahre zuvor mit den Instrumenten der US-Raumsonde Pioneer Venus Orbiter beobachtet, die unseren Nachbarplaneten von 1978 bis 1992 erkundete. Schwefeldioxid ist oberhalb der permanenten Wolkendecke der Venus sehr kurzlebig, da es von der starken ultravioletten Strahlung der Sonne rasch zerstört wird. Die freigesetzten Molekülbruchstücke reagieren in der Wolkendecke mit den dort vorhandenen geringen Mengen an Wasserdampf zu Schwefelsäure. Letztere liegt in feinen Tröpfchen vor und bildet den Hauptteil der Wolken in der Venusatmosphäre.
Um die variablen Gehalte von Schwefeldioxid zu erklären, diskutieren die Forscher um Emmanuel Marcq zwei Ansätze: Phasen aktiven Vulkanismus oder langfristige Änderungen im Zirkulationsverhalten der dichten Atmosphäre. Tatsächlich wäre es denkbar, dass ein heftiger Vulkanausbruch große Mengen heißer Gase fördert, die durch ihren Auftrieb nach oben steigen. Ein direkter Transport in hohe Atmosphärenschichten durch eine vulkanische Explosion ist jedoch eher unwahrscheinlich, da die untere Venusatmosphäre am Boden einen Druck von 90 Bar aufweist und somit sehr dicht ist.
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