Selbstwahrnehmung: Hirn hat völlig falsche Vorstellungen von der Hand
"Schließen Sie die Augen und führen Sie Ihren rechten Zeigefinger zur Nasenspitze!" – So mancher musste sich diesem Koordinationstest schon einmal bei einer Polizeikontrolle unterziehen. Laut neuen Erkenntnissen der Hirnforscher Matthew Longo und Patrick Haggard des University College London müssten dabei selbst nüchterne Menschen eigentlich versagen: Denn wir nehmen unsere Gliedmaßen offenbar nur verzerrt war.
Spezielle Sensoren im Körper versorgen das Gehirn laufend mit Informationen über die Stellung der Gelenke – nicht jedoch über die Beschaffenheit der Körperteile selbst. Da wir beide Informationen benötigen, um die Position unserer Gliedmaßen im Raum zu bestimmen, führt unser Gehirn solche Berechnungen vermutlich auf Basis eines hypothetischen Körpermodells durch.
Um es zu vermessen, baten die britischen Forscher 18 Probanden, ihre linke Hand unter einen fest montierten Sichtschutz zu legen. Anschließend sollten die Teilnehmer versuchen, die Fingerspitzen und Basisknöchel der verborgenen Hand mit Hilfe eines Zeigers zu markieren. Die kameragestützte Auswertung ergab: Alle Finger, bis auf den Daumen, schrumpfen in der subjektiven Einschätzung zusammen, während sich die Abstände zwischen den Knöcheln teils erheblich vergrößern.
Den Effekt ist deutlich genug, um ihn auch zu Hause relativ einfach beobachten zu können. Es genügt, wenn man die Hand unter die Tischplatte hält und auf der Oberseite die vermeintliche Position der Fingerglieder mit einem Stift markiert. Legt man anschließend die Hand auf den Tisch, werden die Fehleinschätzungen klar erkennbar.
Die Verzerrungen in der Handwahrnehmung decken sich erstaunlicherweise mit denen des Homunkulus-Modells – jener neuronalen Repräsentation unseres Körpers, bei der die Größe eines Körperteils der jeweiligen Ausdehnung des dafür zuständigen Hirngebiets entspricht. Warum können wir uns trotzdem relativ problemlos in der Umwelt bewegen? Eine mögliche Erklärung: Das Gehirns nutzt Seh- und Bewegungsinformationen, um das deformierte Körperschema zu korrigieren. Noch bleibt jedoch zu klären, ob derartige Verzerrungen nicht nur die Hand, sondern auch den Rest des Körpers betreffen. (jn)
Spezielle Sensoren im Körper versorgen das Gehirn laufend mit Informationen über die Stellung der Gelenke – nicht jedoch über die Beschaffenheit der Körperteile selbst. Da wir beide Informationen benötigen, um die Position unserer Gliedmaßen im Raum zu bestimmen, führt unser Gehirn solche Berechnungen vermutlich auf Basis eines hypothetischen Körpermodells durch.
Um es zu vermessen, baten die britischen Forscher 18 Probanden, ihre linke Hand unter einen fest montierten Sichtschutz zu legen. Anschließend sollten die Teilnehmer versuchen, die Fingerspitzen und Basisknöchel der verborgenen Hand mit Hilfe eines Zeigers zu markieren. Die kameragestützte Auswertung ergab: Alle Finger, bis auf den Daumen, schrumpfen in der subjektiven Einschätzung zusammen, während sich die Abstände zwischen den Knöcheln teils erheblich vergrößern.
Den Effekt ist deutlich genug, um ihn auch zu Hause relativ einfach beobachten zu können. Es genügt, wenn man die Hand unter die Tischplatte hält und auf der Oberseite die vermeintliche Position der Fingerglieder mit einem Stift markiert. Legt man anschließend die Hand auf den Tisch, werden die Fehleinschätzungen klar erkennbar.
Die Verzerrungen in der Handwahrnehmung decken sich erstaunlicherweise mit denen des Homunkulus-Modells – jener neuronalen Repräsentation unseres Körpers, bei der die Größe eines Körperteils der jeweiligen Ausdehnung des dafür zuständigen Hirngebiets entspricht. Warum können wir uns trotzdem relativ problemlos in der Umwelt bewegen? Eine mögliche Erklärung: Das Gehirns nutzt Seh- und Bewegungsinformationen, um das deformierte Körperschema zu korrigieren. Noch bleibt jedoch zu klären, ob derartige Verzerrungen nicht nur die Hand, sondern auch den Rest des Körpers betreffen. (jn)
© Gehirn&Geist/spektrumdirekt
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