Epilepsie: Hirn-OP ohne Schädelloch
Menschen, die unter einer besonders schweren Form von Epilepsie leiden, hilft meist nur noch ein neurochirurgischer Eingriff, bei dem das anfallerzeugende Hirnareal entfernt wird. Das bedeutet in aller Regel allerdings, dass die Ärzte ein Loch in die Schädeldecke bohren müssen, um an die betreffende Stelle überhaupt heran zu kommen. Eine etwas schonendere Methode für eine solche OP haben nun Forscher von der Vanderbilt University gefunden: Sie entwickelten eine robotergesteuerte Nadel, die über die Wange von unten in das Gehirn eindringt.
Diese Nadel ist gut einen Millimeter dick und besteht aus Nickel und Titan. Geschwungene, konzentrische Röhren erlauben ihr, den gewunden Pfad ins Gehirn einzuschlagen, ohne umliegendes Gewebe zu verletzten. Gesteuert wird sie von einem Robotersystem, dass sie mit Hilfe von Druckluft Millimeter um Millimeter vorsichtig nach vorne schiebt. Das Gerät ist so konzipiert, dass es auch starke Magnetfelder aushält und einen Patienten im Magnetresonanztomografen behandeln kann. Der Chirurg könne dann auf Hirnscans die Position der Nadel überwachen, erklären die Forscher.
Bisher existiert von dem Gerät nur ein Prototyp, der im Labor bewies, dass die Nadel auf weniger als 1,18 Millimeter präzise bewegt werden kann. Es könnte demnach in Zukunft einmal bei Eingriffen zum Einsatz kommen, bei denen vor allem die unteren Hirnregionen, wie beispielsweise der Hippocampus betroffen sind. Ob das neue Operationssystem auch am Menschen zuverlässig funktioniert, muss allerdings erst noch erprobt werden. Als nächstes wollen die Wissenschaftler Tests an Verstorbenen durchführen. An sich ist das System aber so konzipiert, dass es mit einem 3D-Drucker produziert werden kann, um die Kosten möglichst gering zu halten.
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