Spielsucht: Hirnschäden verringern Illusionen beim Glücksspiel
Menschen neigen dazu, ihr Spielglück zu überschätzen. Vor allem bei krankhaften Zockern kann das dazu führen, dass sie selbst nach immensen Verlusten immer weiterspielen wollen. Verantwortlich dafür ist nach Ansicht von Wissenschaftlern das Belohnungssystem. Dazu zählen Hirnregionen wie die Amygdala, der ventromediale präfrontale Kortex (vmPFC), das Striatum und die Insula. Wie Forscher um Luke Clark von der University of Cambridge nun entdeckten, können bestimmte Schäden in diesen Hirnregionen einer Spielsucht vorbeugen.
Die Wissenschaftler verglichen das Spielverhalten von 31 Patienten mit Läsionen im Belohnungssystem mit 16 gesunden Kontrollpersonen sowie 13 Patienten mit Hirnschädigungen in anderen Bereichen. Die Probanden sollten ihr Glück beim Roulett und am Spielautomaten versuchen und dabei jeweils angeben, wie hoch sie ihre Gewinnchancen einschätzten, wie zufrieden sie mit ihrem Ergebnis waren und wie motiviert sie sich für weitere Runden fühlten.
Täuschungen des Glücksspiels
Fast alle Versuchspersonen erlagen den Täuschungen des Glücksspiels: Verfehlten sie am Spielautomaten den Jackpot nur knapp, motivierte sie das stärker, es noch einmal zu versuchen, als wenn die erhaltene Symbolkombination dem Jackpot gar nicht nahe kam. Beim Roulette nahmen sie an, dass eine Farbe, die lange nicht gefallen war, mit größerer Wahrscheinlichkeit als nächstes käme. Generell schätzten die Probanden ihre Gewinnchancen höher ein, wenn sie das Gefühl hatten, sie könnten das Spiel beeinflussen – sie also beispielsweise das Gewinnsymbol selbst wählten.
Die einzige Ausnahme bildeten die Patienten mit Schäden im Bereich der Insula: Sie fühlten sich nach knappen Fehlschlägen weniger motiviert weiterzuspielen. Und wenn beim Roulette eine Farbe besonders häufig hintereinander fiel, glaubten sie auch nicht, dass die andere Farbe nun als nächstes kommen müsste.
Kein Verlangen nach Nikotin
Laut früherer Beobachtungen verspürten Raucher nach einem Schlaganfall im Bereich der Insula kein Verlangen mehr nach Nikotin. Die Ergebnisse von Clarks Team legen nahe, dass verringerte Aktivität der Insula auch gegen Spielsucht hilft. Dies könnte neue Therapiemöglichkeiten eröffnen, bei denen die Aktivität dieser Hirnregion durch Medikamente oder Neurofeedback reduziert wird.
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