Tiefenhirnstimulation: Hirnschrittmacher könnte Alzheimerschäden verhindern
Bei der Tiefenhirnstimulation werden dem Patienten dünne Elektroden ins Gehirn implantiert, mit deren Hilfe sich geschädigte Hirnpartien von außen künstlich erregen lassen. Die Technik hat sich bislang vor allem bei der Parkinsonkrankheit bewährt. Erprobungsstudien liefern aber auch bei einigen anderen Erkrankungen erste viel versprechende Ergebnisse – etwa bei der Behandlung von Morbus Alzheimer, wie Forscher um Andres Lozano berichten.
Das Team vom Toronto Western Hospital untersucht seit einiger Zeit im Rahmen einer Phase-I-Studie die Wirkung der "Hirnschrittmacher" auf Menschen mit beginnender Alzheimererkrankung. Die Auswertung von Hirnscanbildern ergab nun, dass die Schrumpfung wichtiger Areale verlangsamt und in zwei der sechs Fälle sogar umgekehrt werden konnte [1].
Dies galt insbesondere für den Hippocampus, der im Zuge fortschreitender Erkrankung normalerweise erheblich an Volumen einbüßt. Diese Region ist für die Speicherung und Verarbeitung von Erinnerungen notwendig. Doch auch andere Bereiche des Gehirns scheinen von der Behandlung profitiert zu haben, so die Forscher.
Unklar ist aber noch, ob die Stimulation auch zu einem besseren Erinnerungsvermögen führt. Wie die Forscher vergangenes Jahr berichteten, war dies ebenfalls nur bei zwei ihrer Probanden der Fall. Die restlichen vier litten nach der zwölfmonatigen Behandlung weiterhin unter nachlassenden kognitiven Leistungen [2].
Dennoch sind Lozano und Kollegen zuversichtlich, dass ihr Ansatz eines Tages die derzeitigen Möglichkeiten der Alzheimertherapie ergänzen könnte. In einer umfangreicheren Studie wollen sie nun die Behandlung verbessern und mehr Daten gewinnen.
Auf die Idee, die Tiefenhirnstimulation gegen die alzheimersche Erkrankung einzusetzen, waren die Wissenschaftler eher durch Zufall gekommen: Einer ihrer Patienten erhielt wegen krankhaften Übergewichts probehalber einen Hirnschrittmacher implantiert. Dabei zeigte sich, dass die elektrische Reizung systematisch lebhafte Erinnerungen in ihm wachrief.
Indem sie bei ihren Alzheimerpatienten Elektroden mit schwächerer Reizstärke an derselben Stelle implantierten – dem Fornix, einem Teil des limbischen Systems, der als Schaltstelle für Signale an den Hippocampus dient –, hoffen sie, das Gedächtnis dauerhaft leicht erregen zu können. Auf diese Weise könnte dem Verfall entgegengewirkt werden, so Lozano und Kollegen. (jd)
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