Erinnerung: Hirnwelle für einen besseren Lügendetektor
Die als "Lügendetektoren" bekannten Polygraphentests sind notorisch unzuverlässig – sie erkennen "Lügen" in kaum mehr als der Hälfte der Fälle. Das liegt vor allem daran, dass sie nur die Veränderungen körperlicher Erregungszustände während der Antwort auf eine Frage messen, die durchaus nicht nur durch den Stress beim Lügen ausgelöst werden. Zwei Forscher glauben nun einem wissenschaftlich fundierteren und deutlich aussagekräftigeren Verfahren auf der Spur zu sein: Sie konzentrierten sich bei Experimenten mit Freiwilligen auf eine altbekannte Hirnwelle, die gespeicherten Ereignissen oder Gegenständen eindeutig zugeordnet werden kann. Die Hirnwelle – P300, genauer ein im EEG sichtbares ereigniskorreliertes Potenzial – ist nur mit bestimmten kognitiven Erinnerungsprozessen korreliert und verändert sich, wenn diese Erinnerungen aufgerufen werden. Schon vor Jahrzehnten war postuliert worden, dass das P300 auch als Signal für Lügendetektoren einsetzbar wäre.
Die Forscher überprüften diese Idee nun erneut bei Tests mit 24 Freiwilligen, deren Alltagsleben sie sie erst vier Stunden lang mit einer automatischen Kamera lückenlos protokollierten. Am nächsten Tag nahmen die Forscher dann EEGs und präsentierten den Personen verschiedene reale Gegenstände oder kurze Beschreibungen von Dingen und Situationen, die sie entweder nie zuvor gesehen oder aber am Tag zuvor wahrgenommen oder erlebt haben mussten. Tatsächlich zeigte die spätere Auswertung, dass P300 zuverlässig anzeigte, ob jemand sich tatsächlich an Objekte oder Situationen erinnerte. Das geht so weit, dass auch bestimmte Farbtöne eine Reaktion hervorriefen, wenn diese tags zuvor ins Blickfeld geraten waren. Die Wissenschaftler hoffen nun, mit dem System vielleicht zuverlässigere Augenzeugenberichte erhalten zu können. Im Prinzip wäre aber auch ein weiterentwickelter und wissenschaftlich fundierter Lügendetektor auf der Basis der EEG-Messung tatsächlich vorstellbar.
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