Höhlen-Inschriften: Historische Graffiti erzählen von Dürreperioden in China
In einer Höhle in Zentralchina haben Forschende etliche historische Inschriften an den Wänden gefunden, die von verschiedenen Dürreperioden innerhalb der vergangenen 500 Jahre berichten. Sieben dieser Inschriften, die jeweils eine Dürre beschreiben, haben sie genauer untersucht. Die älteste ist auf das Jahr 1528 unserer Zeitrechnung datiert, die jüngste auf das Jahr 1894.
Die Forschenden glichen die in den Inschriften notierten Daten mit Querschnitten der Mineralablagerungen in der Höhle ab. Solche Ablagerungen wie beispielsweise Tropfsteine wachsen ähnlich wie Baumringe von Jahr zu Jahr und geben im Querschnitt betrachtet die Klimabedingungen einzelner Jahre wieder. Der Vergleich von Inschriften und Ablagerungen ergab, dass vor allem höhere Verhältnisse an Sauerstoff- und Kohlenstoffisotopen mit geringeren Niederschlägen einhergingen – und umgekehrt. Ihre Ergebnisse haben die Forschenden um Liangcheng Tan von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Xi'an nun im Fachblatt "Scientific Reports" veröffentlicht. Es handelt sich um den ersten Vergleich historischer und geologischer Daten, die in ein und derselben Höhle vorgefunden wurden.
Auch wenn die Inschriften im nüchternen Tonfall einer Chronik berichten, sind Historikern doch die weit reichenden Folgen der jeweiligen Dürren bekannt. Es handelt sich um die Dayu-Höhle, die im Qinling-Gebirge liegt. Der Regen, der in diesen Bergen fällt, trägt heute beträchtlich zu den Stauseen der gewaltigen Danjiangkou-Talsperre bei. Das Gebirge ist zudem der Lebensraum vieler bedrohter Arten, darunter auch des Großen Pandas.
Zugleich ist das Klima dieser Region vom Sommermonsun geprägt, der rund 70 Prozent des jährlichen Niederschlags bringt. Kommt der Monsun früh oder spät, fällt er kurz oder lang aus, so hatte dies schon immer großen Einfluss auf das Ökosystem sowie auf die Gesellschaft. Schlechte Jahre versetzten die Bevölkerung in Aufruhr und führten beispielsweise im Jahr 1900 zu einem erbitterten Konflikt zwischen Volk und Regierung.
Die Forschenden haben zudem auf der Grundlage der Isotopenzusammensetzungen in den Mineralablagerungen ein Modell für das Klima der Region erstellt. Damit konnten sie die bereits eingetretene Dürre aus den 1990er Jahren erklären und zudem auf eine zukünftige Dürre in den späten 2030er Jahren schließen. Ob ihre Vorhersagen besser sind als diejenigen der Wahrsager, die in den historischen Inschriften erwähnt werden, oder ob der Klimawandel die Karten ganz neu mischt, bleibt abzuwarten.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.