Covid-19: Historische Museen sammeln Corona-Objekte
Die Corona-Krise eröffnet aus Sicht vieler Museen ein neues Sammlungsgebiet. »Manche sagen ja schon, vor und nach Corona ist eine neue Zeitrechnung«, sagte der Abteilungsdirektor Sammlungen des Deutschen Historischen Museums (DHM) Fritz Backhaus der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. »Deshalb überlegen wir natürlich, was mit längerem Blick auf historische Entwicklungslinien aufbewahrenswert ist.«
Neben dem Deutschen Historischen Museum haben bereits zahlreiche Stadtmuseen Pläne geschmiedet, um Menschen und ihre Erlebnisse für die geplanten Sammlungen zu gewinnen. In der Hauptstadt sammelt das Stadtmuseum seit Donnerstag mit »Berlin jetzt!« Fotografien, Objekte und Geschichten der Gegenwart für die Zukunft. »Es ist Geschichte, die jetzt geschrieben wird«, sagte Paul Spies, Direktor des Stadtmuseums in Berlin, der dpa. Auch in Köln hat sich das dortige Stadtmuseum bereits auf die Suche begeben: »Wir wollen das Leben mit #Corona für die zukünftigen Generationen festhalten«, heißt es im Aufruf per Twitter.
Die Schutzmasken der Bundeskanzlerin
Das Deutsche Historische Museum will mit der Sammlung an seine Linien anknüpfen. Objekte erinnerten etwa an vergangene Epidemien mit medizinischen Zeugnisse der Bekämpfung von Krankheiten oder Ausgrenzung von Kranken. »Eine so genannte Pestmaske aus dem 17. Jahrhundert hat praktisch den gesamten Kopf verhüllt. Da ist natürlich die Assoziation zum Mundschutz vorhanden als Beispiel für den Versuch, sich zu schützen, und trotzdem miteinander umgehen zu können«, sagte DHM-Sammlungsdirektor Backhaus. Deswegen seien Schutzmasken etwa von Bundeskanzlerin Angela Merkel oder dem Virologen Christian Drosten »Objekte, die uns interessieren würden, weil sie natürlich auch mit Geschichten verbunden sind, mit Personen, deren Erlebnissen und großer Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit«.
Im Gegensatz zum DHM wenden sich die Stadtmuseen direkt an die Bevölkerung. »Wir möchten gern, dass Menschen mit Interesse für die Stadt, mit Liebe für die Stadt auch Anekdoten aus dem Alltagsleben erzählen«, erklärte Spies. »Wir möchten nicht nur bekannte Menschen, Künstler, Entscheidungsträger oder Politiker ansprechen. Geschichte wird von allen geschrieben.«
Eine rasche Präsentation ist für die Museen nicht das Ziel. »Ich glaube eher nicht, dass die Leute sich nach Ende der Krise gleich wieder mit einer Corona-Ausstellung beschäftigen wollen«, sagte Spies. »Das braucht ein bisschen Zeit, so ist Geschichte eigentlich auch. Man muss etwas Abstand nehmen, um alles zu bewerten und zu analysieren.« (dpa/daz)
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