Langzeitvorhersage: Hitze endet, Dürre hält an?
Für alle Hitzegeplagten sind die Aussichten für die nächste Woche schauderhaft. Zunehmend heiße Luft soll aus Südwesten nach Mitteleuropa strömen; am Mittwoch, den 8. August könnte sogar der bisherige Rekord von 40,3 Grad Celsius – aufgestellt am 5. Juli 2015 im unterfränkischen Kitzingen – in Gefahr geraten. Doch wie geht es danach weiter? Am nächsten Wochenende kündigt sich nach bisherigen Berechnungen der Wettermodelle eine Umstellung der Wetterlage an: Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) soll ab Donnerstag eine markante Kaltfront von Westen auf Deutschland übergreifen und das Land bis Freitagabend allmählich ostwärts überqueren. Dadurch wird die schwülheiße Luft ausgeräumt und vielfach erst einmal »nur« noch 20 bis 25 Grad Celsius erreicht werden. Die über Monate dominierende Hochdrucklage über Skandinavien wird demnach abgebaut und durch die atlantische Frontalzone ersetzt. Das Wetter wird dadurch deutlich wechselhafter.
Ob damit aber auch die große Dürre in Mittel- und Nordeuropa beendet wird, ist fraglich – zumindest wenn es nach dem Langzeitmodell des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersagen (EZMW) geht. Dieses berechnet für 46 Tage im Voraus, ob es im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt eher zu nass oder trocken beziehungsweise kalt oder warm ist: Es liefert also keine ortsgenaue Wettervorhersage, aber Trends. Für diesen Sommer lag das Modell bislang ziemlich richtig. Und die weitere Prognose verheißt gute Nachrichten für Hitzegeplagte, aber keine Erlösung für Landwirte, Förster oder Binnenschiffer.
Auf der anderen Seite soll die größte Hitze nach der neuen @ECMWF-Vorhersage bis Mitte August gegessen sein, danach noch sommerlich warm bei anhaltender Dürre – wird schwer für Journalisten: keine Hitzewelle, aber Dürre. Richtung September weitere Abkühlung denkbar. #wetterpic.twitter.com/qmsMIGHPFs
— Kachelmannwetter (@Kachelmannwettr) 2. August 2018
Die große Hitze ist demnach bald vorüber, und das Temperaturplus wird bis Mitte September locker abgebaut. Doch auf der anderen Seite sieht es wenig Signale, dass auch die Dürre endet. Trotz der unbeständigeren Aussichten ist für einen breiten Streifen vom Westen Großbritanniens bis in die Ukraine kein Ende der Trockenphase erkennbar; Deutschland und das südliche Skandinavien bleiben deutlich zu trocken. Der Süden Europas und Westnorwegen erhalten dagegen reichlich Niederschlag. Für die Landwirtschaft in Deutschland wäre dieses Szenario eine Katastrophe; vielerorts finden bereits jetzt Noternten statt oder drohen gar völlige Ausfälle. Nur die Winzer freuen sich über das Wetter.
Schlechte Nachrichten; Der neue Lauf der 46-Tages-Vorhersage von @ecmwf bestätigt die Verschärfung der Dürre (braune Farben) bis Mitte September – man kann nur hoffen, dass das Produkt nicht (mehr) so gut ist wie die letzten Wochen. #Duerrepic.twitter.com/XaFLBkrgDe
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Ob diese Entwicklung tatsächlich eintrifft, ist jedoch noch völlig unsicher. Bislang gelte das Modell des EZMW zwar als »qualitativ sehr gut«, so DWD-Sprecher Andreas Friedrich, es handle sich noch um ein Experiment: »Die Ergebnisse sind zu unsicher, um Trends herauszulesen.« Die bisherigen Modellläufe bestätigten jedoch immer wieder den Trend. Einigermaßen sicher sind dagegen nur Vorhersagen über einen Zeitraum von zehn Tagen – und diese lassen zumindest auf ein Ende der Hitze hoffen.
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