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Extremsommer Down Under: Hitzerekorde und Fischsterben in Australien

Temperaturen bis zu 49 Grad im Schatten vermeldet das Land - und in den Flüssen sterben Millionen Fische. Das aber hat womöglich mehr mit Misswirtschaft als dem Wetter zu tun.
Algen nutzen die Chance, die ihnen niedriger Wasserstand und warmes Wasser bieten: blaugrüne Algen im Darling River.

Seit vier Tagen liegt Australien unter einer Hitzeglocke. Fast 49 Grad Celsius Lufttemperatur vermeldete am Dienstag der Ort Port Augusta in Südaustralien – und der Rest des Kontinents ist nicht viel besser dran. Die Tageshöchsttemperaturen liegen acht bis zwölf Grad über dem langjährigen Mittel – bis Ende der Woche sollen einige Orte sogar um bis zu 16 Grad heißer sein. Auch die Nächte bringen keine wirkliche Abkühlung, denn auch die Temperaturminima liegen ungewöhnlich hoch. Die Hitzewelle sei signifikant, weil Rekorde sowohl bei den Höchst- als auch bei den Tiefstwerten erwartet werden, zitiert der »Guardian« den Meteorologen Dean Sgarbossa.

Die Temperaturen sind so hoch, dass Steinfrüchte wie Pfirsiche oder Pflaumen am Baum quasi weich gekocht werden – Landwirte erwarten Ernteverluste von bis zu einem Drittel. Ein anderes dem heißen Sommer angelastetes Unglück dagegen hat mehr mit Misswirtschaft zu tun: Hunderttausende Fische sind in den letzten Wochen durch eine Algenblüte im ostaustralischen Darling River gestorben, darunter der vom Aussterben bedrohte Dorschbarsch Maccullochella peelii, einer der größten Süßwasserfische Australiens. Verantwortlich sei die Trockenheit in der Region, erklärten prompt die zuständigen Behörden des Bundesstaats New South Wales.

Vermutlich ist das anrüchige Debakel allerdings weitgehend selbst verschuldet. Das Murray-Darling-Becken liefert etwa 40 Prozent der landwirtschaftlichen Produktion Australiens, und ein großer Teil des Wassers in den Flusssystemen von Murray und Darling dient zur Bewässerung von Baumwolle und Reis und versorgt Milchkühe. Unter normalen Umständen, sind sich Fachleute einig, würde der Fluss auch bei Dürre hinreichend Wasser führen. Die niedrigen Wasserstände derzeit stressen die Fische; vor allem heizt sich das Wasser insgesamt schneller auf – und das mögen die Algen. Solche Ausbrüche von Zyanobakterien kommen in den trockenen Monaten immer wieder mal vor. Tatsächlich waren es wohl extreme Regenfälle, zusammen mit einer starken Abkühlung, die plötzlich alle Algen auf einmal tötete. Die verrottenden Algenleichen verbrauchten den Sauerstoff im stark geschrumpften Fluss, und die Fische erstickten.

Inzwischen sind die Behörden dazu übergegangen, den Fluss an einigen Stellen künstlich zu belüften, um den Rest der Fische zu retten. Dennoch gehen Fachleute davon aus, dass in den nächsten Wochen und Monaten auch in anderen Flüssen des Gebiets Fische massenhaft sterben werden: Die Temperaturen sind zu hoch und die Wasserstände zu niedrig. Langfristige Abhilfe ist nicht in Sicht. Zwar sieht ein Plan von 2012 vor, mehr als drei Billionen Liter Wasser zusätzlich im Fluss zu belassen, laut einem Bericht von 2017 steht das Vorhaben aber vor dem Scheitern.

Auch mit extremer Hitze wird Australien noch eine Weile zu tun haben. Die hohen Temperaturen sollen mindestens noch mehrere Tage anhalten. Und erst im Dezember 2018 stellte ein Klimabericht der staatlichen australischen Forschungsagentur CSIRO fest, dass extreme Hitze dort durch den Klimawandel in Zukunft noch häufiger wird. Eine Woche später vermeldeten einige Orte im Land Temperaturen von über 49 Grad.

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