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Wetter: Hoch Gerd sorgt für ungewöhnliche Hitze

Sonne pur am blauen Himmel - so stellt man sich den Sommer vor. Hoch Gerd beschert Deutschland dieses heiße Wetter außergewöhnlich spät in diesem durchschnittlichen Sommer.
Hitzewelle lässt Deutschland schwitzen - und das nach den Hundstagen

Viele Menschen in Deutschland betrachten den Sommer 2016 als eher durchwachsen – zu oft hätten Wolken die Sonne verdeckt und starke Regenfälle die Grillparty ins Wasser fallen lassen. Doch nun dreht er kurz vor seinem meteorologischen Ende am 1. September noch mal voll auf: In weiten Teilen des Landes bringt Hoch Gerd Temperaturen von teilweise deutlich über 30 Grad Celsius, so die Vorhersagen. Nur im Nordwesten und Westen könnten sich ab dem Freitagabend oder Samstag einzelne Gewitter einstellen. Verantwortlich dafür ist eine so genannte Omega-Lage, eine recht stabile Großwetterlage, bei der ein Hochdruckgebiet über Mitteleuropa von zwei Tiefdruckgebieten in der Höhe flankiert wird. Bis Sonntag wird es deswegen sonnig und auch zunehmend wärmer.

Dabei sind die Hundstage eigentlich schon vorüber: Damit wird im Volksmund die Zeit zwischen Mitte Juli und Mitte August bezeichnet, in der die heißesten Tage des Jahres auftreten können. Die noch relativ langen Tage sowie die fortgeschrittene Aufheizung von Land und Meer erlauben dann zumindest theoretisch, dass sich ausgeprägte Hitzewellen entwickeln können. Danach sorgen die zunehmend längeren Nächte dafür, dass es nachts stärker abkühlt – absolute Temperaturspitzen werden seltener. Auch für den Deutschen Wetterdienst (DWD) bildet "Gerd" deshalb eine außergewöhnlich warme Schönwetterperiode für die letzten Augusttage. "Hitzewellen derartiger Ausprägung ab der letzten Augustdekade sind tatsächlich eine absolute Ausnahme", so der DWD-Meteorologe Adrian Leyser.

Man müsse schon weit in den Aufzeichnungen zurückblättern, um auf ein ähnlich langes und warmes letztes Augustdrittel zu stoßen: "Die heißeste dritte Augustdekade seit Beginn der Wetteraufzeichnung ist zweifelsohne die des Jahres 1944. Über eine Woche lang herrschte Hochsommerwetter mit Temperaturen teils über 35 Grad Celsius. Auch in den Vorjahren 1942 und 1943 endete der Sommer mit einigen sehr heißen Tagen." Dagegen fiel dies Sommerfinale von den 1950ern bis Ende der 1980er Jahre meist eher ins Wasser und Schönwetterperioden mehrten sich erst wieder ab den 1990er Jahren. "Folgen von fünf heißen Tagen traten allerdings meist nur regional begrenzt auf", so Leyser, doch dieses Mal dürfen sich die Sommerfreunde landesweit freuen: "Was Intensität und Andauer angeht, ist die nun stattfindende Hitzewelle definitiv außergewöhnlich."

Überhaupt sei der Sommer dieses Jahr besser als sein Ruf gewesen, erklärt sein Kollege Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst. Die Dreimonatsperiode von Mai bis Juli war sogar etwa ein Grad Celsius wärmer gewesen als der Vergleichszeitraum von 1961 bis 1990. Jedoch habe das Fehlen einer längeren Schönwetterperiode und nicht zuletzt die ausgeprägten Starkregenfälle zu der Wahrnehmung eines sehr nassen Sommers geführt. "In einigen Regionen war es allerdings auch ungewöhnlich trocken, zum Beispiel im Nordosten Deutschlands", so Friedrich. Und immer wieder kam es auch zu Kaltlufteinbrüchen, wie um den 10. August herum, der in der Nacht zum 11. die Temperaturen mancherorts bis in die Nähe der Frostgrenze purzeln ließ. Immerhin: "Die Siebenschläferregel ist dieses Jahr voll eingetroffen", freut sich der Meteorologe.

Die Bauernregel, wonach der Siebenschläfertag das Wetter der folgenden sieben Wochen bestimmt, bestätigte sich damit dieses Jahr. Ende Juni und Anfang Juli zogen Tiefdruckgebiete vom Nordatlantik "auf einer weit nach Süden verschobenen Zugbahn" nach Europa, was wechselhaftes Wetter bedeutet: Kurze Schönwetterphasen wechselten sich mit Schauern, Gewittern und niedrigeren Temperaturen ab. "Im Gegensatz zu anderen Bauernregeln hat die Siebenschläferregel eine ganz gute Trefferquote", erklärt Leyser. "In etwa zwei von drei Jahren stellt sich während der Siebenschläferperiode – die eigentlich mehrere Tage Ende Juni und Anfang Juli umfasst – eine Großwetterlage ein, die auch danach wetterbestimmend bleibt."

Ab Sonntag ist es mit dem schönen Sommerwetter allerdings für kurze Zeit wieder vorbei – darauf deuten die Vorhersagen hin. Dann zieht eine Kaltfront durch, und es wird Regen und Gewitter geben – "bis hin zu Unwettern", warnt Friedrich. Danach erwarten die Meteorologen jedoch eine weitere Schönwetterperiode, mit Temperaturen um die 25 Grad Celsius. "Kalt wird es also auch zum Herbstanfang erst mal nicht."

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