News: Hoch hinaus
Eomaia scansoria (eo, griech.: Dämmerung; maia, griech.: Mutter; scandere, lat.: klettern) heißt das mausähnliche, von der Nasenspitze bis zum Schwanzende ungefähr 14 Zentimeter lange Tier, welches sich zum Schutz vor Wind und Wetter ein dickes Fell zugelegt hatte.
Aus der Anordnung von Beckenknochen und Schambein lässt sich schließen, dass das 20 bis 25 Gramm schwere Pelztier seinen Nachwuchs in einer Gebärmutter trug und über eine Plazenta versorgte. Vermutlich war die Tragzeit ziemlich kurz, sodass sich an die Geburt eine längere Zeit der Aufzucht anschloss. Eomaia scansoria war also ein Plazentatier - und zwar das bislang mit Abstand älteste. Der nächste fossile Vertreter dieser Klasse lebte 40 bis 50 Millionen Jahre später.
Neben den Eier legenden Säugetieren (Prototheria) und den Beuteltieren (Metatheria) stellen die Plazentatiere (Eutheria) die dritte Unterklasse der Säugetiere (Mammalia) dar. Heute gehören fast alle Säugetiere - auch der Mensch - zu den Plazentatieren.
Anhand der fossilen Überreste konnten die Forscher zudem feststellen, dass Eomaia scansoria ein geschickter Kletterer war und vielleicht die meiste Zeit in den Bäumen verbrachte. So sind die Finger- und Zehenknochen deutlich verlängert, sodass der Säuger greifen konnte.
Nun lässt dies allein noch nicht den Schluss zu, Eomaia scansoria sei ein Baumbewohner gewesen, denn kleine Säugetiere müssen auch auf dem Boden Unebenheiten und herumliegende Äste überwinden. Die stark gekrümmten und seitlich flachen Krallen von Eomaia scansoria ähneln jedoch auffallend den baumbewohnenden Kleinsäugern der Neuzeit. Die Forscher gehen deshalb davon aus, dass sich Eomaia scansoria - ähnlich wie die heutigen Haselmäuse - nur selten am Boden aufhielt und auch seine Nester in den Wipfeln baute.
In der weiteren Entwicklung der Säugetiere könnten die Plazentatiere damit einen entscheidenden Vorteil gehabt haben. Denn wer klettern kann, erreicht neue ökologische Nischen, die für die Bodenbewohner unerreichbar waren.
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