Protein-Vielfalt: Hoden schlagen Hirn
Kein anderes Gewebe im menschlichen Körper weist eine größere Vielfalt an Proteinen auf als die Hoden – nicht einmal das sonst so komplexe Gehirn kann mithalten. Das ergibt sich aus dem "Human Protein Atlas", einem Katalog der menschlichen Proteinvielfalt.
Den Grund für die rekordverdächtige Proteinvielfalt sehen Wissenschaftler in den besonderen Anforderungen, die die Natur an die Spermienproduktion stellt: Die Zellen müssen dort nicht nur mit dem üblichen doppelten Chromosomensatz umgehen können, sondern auch mit dem halbierten der Ei- und Samenzellen. Außerdem müssen Spermien außerhalb des Körpers überleben können. All das und mehr führe dazu, dass insgesamt 999 Spezialproteine in den Hoden hergestellt werden, während es im Gehirn gerade einmal 318 seien, berichtet der "New Scientist" unter Berufung auf den Leiter des Katalogisierungsprojekts Mathias Uhlén vom Königlichen Institut für Technologie in Stockholm.
Der 2005 begonnene Protein-Atlas hat mit seiner jüngsten Auflage nun praktisch die Gesamtheit der Proteine aller Gewebearten erfasst. Dabei zeigte sich zum Beispiel auch, dass die Mehrzahl unserer Proteine, also der "Grundbausteine" des Körpers, in allen Geweben gleichermaßen aktiv ist: Diese 8847 Proteine seien für die Grundfunktionen der Zelle, wie etwa die Teilung oder Abfallbeseitigung, notwendig, erklärt Uhlén. 2355 Proteine hingegen werden ausschließlich in bestimmten Organen hergestellt. Sie verleihen diesen Zellen dann ihre besonderen Fähigkeiten – sei es als hochempfindlicher Geschmackssensor oder Transporter für den Sauerstoff im Blut.
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