Mittelalter: Lebenserwartung stieg nach der großen Pestwelle deutlich
In nur vier Jahren raffte die Pest geschätzt 30 bis 50 Prozent der europäischen Bevölkerung dahin. Historische Quellen berichten für die Jahrzehnte danach bessere Lebensbedingungen und auch eine verringerte Sterblichkeit in jungen Jahren, während Skelettbefunde bislang widersprüchlich blieben. Eine Analyse von hunderten Skeletten untermauert nun aber die Überlieferungen.
Sharon DeWitte von der University of South Carolina in Columbia untersuchte das Sterbealter von 597 Toten von vier Londoner Friedhöfen, die zum einen bis zu drei Jahrhunderte vor beziehungsweise bis zwei Jahrhunderte nach der großen Pestwelle von 1347 bis 1351 genutzt wurden. Der Anteil an älteren Menschen auf den später genutzten Friedhöfen war deutlich größer als in den vor der Pestwelle verwendeten. Außerdem analysierte DeWitte aus den Daten die Mortalität über die Jahrhunderte und bestätigte damit ebenfalls, dass die Menschen nach der großen Pestwelle offenbar älter wurden als die Generationen davor.
Die Ergebnisse stützen historische Quellen
Bisherige Daten von Skeletten hatten dazu kein eindeutiges Bild geliefert, so die Forscherin. Sie verweist hierfür auf manche Mängel wie zum Beispiel ungenaue Altersdatierungen. Auch beschränkten sich einige Studien auf Daten einzelner Bevölkerungsgruppen, die jedoch keinen Überblick für den gesamten Bevölkerungsquerschnitt liefern könnten.
Dieses Problem besteht auch beim Blick in historische Quellen, in denen bestimmte Gruppen unterrepräsentiert sind oder gar nicht vorkommen. Verschiedene Dokumente zeugen jedoch für einige Regionen, darunter England, unter anderem von höheren Löhnen – Arbeiter waren gesucht – bei gleichzeitig sinkenden Lebenshaltungskosten. Davon profitierten insbesondere Menschen der unteren Schichten hinsichtlich Ernährung, Gesundheit und Wohnen. Zudem starben während dieser ersten Pestwelle vor allem ältere und gesundheitlich anfällige Menschen – die nächsten Pestausbrüche trafen daher auf eine womöglich widerstandsfähigere Bevölkerung, denn nie wieder starben so viele Menschen an der Krankheit wie beim ersten Ausbruch.
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