Fortpflanzungsstrategien: Hohe Bevölkerungsdichte lässt Schneckenweibchen zur Täuschung greifen
Wie viele Leser sicher aus eigener Anschauung bestätigen können, haben Männchen und Weibchen der gleichen Art nicht automatisch gleiche Interessen. Das gilt natürlich auch in evolutionärer Hinsicht – denn obwohl beide Geschlechter möglichst viele Nachkommen in die Welt setzen wollen, möchten beide das zu den eigenen Bedingungen. Dieser als sexueller Konflikt bezeichnete Interessenunterschied kann verblüffende Auswirkungen haben. Bei der Felsenstrandschnecke (Littorina saxatilis) führt er zum Beispiel dazu, dass sich die Weibchen mit einem chemischen Trick vor Geschlechtspartnern verstecken.
Für die Männchen nämlich ist es grundsätzlich von Vorteil, sich möglichst oft zu paaren. Nicht so jedoch für die Damen: Sie legen vergleichsweise wenige Eier und können Spermien über mehrere Eiablagezyklen speichern. Eine zusätzliche Kopulation bringt ihnen ab einem bestimmten Punkt keinen Vorteil mehr, während jede Paarung zusätzliche Kosten und Risiken durch Raubtiere bringt.
Wie die Wissenschaftler feststellten, führen die Weibchen von L. saxatilis potenzielle Geschlechtspartner deswegen gezielt in die Irre. Schneckenmännchen finden Geschlechtspartnerinnen über spezielle Chemikalien im Schleim – sobald sie eine geeignete Spur finden, sprinten sie der potenziellen Partnerin hinterher und begatten sie. Pech allerdings haben männliche Felsenstrandschnecken – die Weibchen ihrer Art produzieren einfach keine Signalstoffe mehr, an denen ihr Geschlecht zu erkennen wäre. Die gelinkten Männchen müssen jeden Artgenossen auf Verdacht verfolgen, um ihm quasi unter den Rock zu gucken.
Dass der Grund für diese Täuschung wahrscheinlich in den Risiken der Paarung liegt, demonstrierten die Forscher, indem sie leere Schneckenhäuser in Paarungsposition auf die Weibchen klebten und anschließend in einem Strömungsexperiment maßen, wie viele Tiere den Halt verloren. Das Wasser spülte die "kopulierenden" Tiere schon bei der Hälfte der Strömungsgeschwindigkeit fort, die für unbestiegene Schnecken gefährlich wurde. Die Schnecken gehen bei der Paarung also jedes Mal ein beträchtliches Risiko ein, das sich für die Weibchen irgendwann nicht mehr lohnt – sie verhalten sich unauffällig, wohl wissend, dass sie auch bei reinen Zufallsbegegnungen noch genug Gelegenheit zur Fortpflanzung bekommen. (lf)
Für die Männchen nämlich ist es grundsätzlich von Vorteil, sich möglichst oft zu paaren. Nicht so jedoch für die Damen: Sie legen vergleichsweise wenige Eier und können Spermien über mehrere Eiablagezyklen speichern. Eine zusätzliche Kopulation bringt ihnen ab einem bestimmten Punkt keinen Vorteil mehr, während jede Paarung zusätzliche Kosten und Risiken durch Raubtiere bringt.
Forscher um Kerstin Johannesson von der Universität Göteborg untersuchten im Labor das Geschlechtsverhalten von vier Littorina-Arten, die in sehr unterschiedlicher Populationsdichte in der Tidenzone der schwedischen Insel Tjärnö vorkommen. Schnecken sind bekanntlich nicht die allerschnellsten Tiere, und deswegen begrenzt bei geringer Populationsdichte die Zahl der verfügbaren Paarungspartner die Produktivität der Weibchen. Die Felsenstrandschnecke jedoch ist mehr als 100-mal so häufig wie die anderen Arten, und deswegen verändert sich hier die Kalkulation der Weibchen: Nun werden auf einmal die Kosten der Paarung wichtig, während Sperma genug zur Verfügung steht.
Wie die Wissenschaftler feststellten, führen die Weibchen von L. saxatilis potenzielle Geschlechtspartner deswegen gezielt in die Irre. Schneckenmännchen finden Geschlechtspartnerinnen über spezielle Chemikalien im Schleim – sobald sie eine geeignete Spur finden, sprinten sie der potenziellen Partnerin hinterher und begatten sie. Pech allerdings haben männliche Felsenstrandschnecken – die Weibchen ihrer Art produzieren einfach keine Signalstoffe mehr, an denen ihr Geschlecht zu erkennen wäre. Die gelinkten Männchen müssen jeden Artgenossen auf Verdacht verfolgen, um ihm quasi unter den Rock zu gucken.
Dass der Grund für diese Täuschung wahrscheinlich in den Risiken der Paarung liegt, demonstrierten die Forscher, indem sie leere Schneckenhäuser in Paarungsposition auf die Weibchen klebten und anschließend in einem Strömungsexperiment maßen, wie viele Tiere den Halt verloren. Das Wasser spülte die "kopulierenden" Tiere schon bei der Hälfte der Strömungsgeschwindigkeit fort, die für unbestiegene Schnecken gefährlich wurde. Die Schnecken gehen bei der Paarung also jedes Mal ein beträchtliches Risiko ein, das sich für die Weibchen irgendwann nicht mehr lohnt – sie verhalten sich unauffällig, wohl wissend, dass sie auch bei reinen Zufallsbegegnungen noch genug Gelegenheit zur Fortpflanzung bekommen. (lf)
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben