Polarjahr: Hohe Biodiversität in der antarktischen Tiefsee
Der Meeresboden des antarktischen Weddell-Meeres ist Lebensraum für zahlreiche bislang unbekannte Arten. Dies entdeckten Wissenschaftler des Zoologischen Museums Hamburg bei mehreren Fahrten mit dem Eisbrecher "Polarstern" im Rahmen des Forschungsprogramms ANDEEP, das die Biodiversität in der antarktischen Tiefsee erkunden soll.
Die Foraminifere Epistominella vistrea etwa besiedelt üblicherweise den McMurdo-Sund, einen knapp 450 Kilometer langen Meeresabschnitt vor der Küste des antarktischen Victoria-Land. Die ANDEEP-Expedition fand genetisch identische Exemplare jedoch auch in eintausend Meter tiefen Gewässern an der gegenüberliegenden Seite des antarktischen Kontinentes.
Doch Migration allein kann die riesige Artenvielfalt der antarktischen Tiefsee nicht erklären. Denn zahlreiche der dort entdeckten Arten sind bis zu 95 Prozent unbekannt. Ihre Entwicklungsgeschichte und Herkunft bleibt erst einmal rätselhaft. (tak)
Während dreier Fahrten zwischen 2002 und 2005 nahmen die Forscher entlang des Weddell-Meeres Bodenproben in Tiefen von knapp 750 bis 6350 Metern. Dabei entdeckten sie eine hohe Anzahl unterschiedlicher Tierarten, von denen viele bislang unbekannt waren. So zählten die Forscher etwa 674 unterschiedliche Asselarten (Isopoda), von denen nur etwa einhundert vorher bereits gesichtet worden waren. Auch bei Fadenwürmern, Krebstieren und Foraminiferen konnten die Wissenschaftler hunderte bislang unbekannte Arten identifizieren.
Die hohe Artenvielfalt in der eisigen Tiefsee erklären sich die Wissenschaftler mit starken Migrationsbewegungen – zum Teil zwischen verschiedenen Meeresgebieten, zum Teil aber auch zwischen den Meerestiefen. Denn viele Tierarten, die heute in der Tiefsee leben, stammten vermutlich aus den seichten Schelfeisgebieten der Antarktis und sind im Laufe der Zeit abgetaucht.
Die Foraminifere Epistominella vistrea etwa besiedelt üblicherweise den McMurdo-Sund, einen knapp 450 Kilometer langen Meeresabschnitt vor der Küste des antarktischen Victoria-Land. Die ANDEEP-Expedition fand genetisch identische Exemplare jedoch auch in eintausend Meter tiefen Gewässern an der gegenüberliegenden Seite des antarktischen Kontinentes.
Die Tiefsee-Verwandte Epistominella exigua hingegen, die das Weddell-Meer in 5000 Metern Tiefe besiedelt, ist vermutlich den anderen Weg gegangen und nach und nach aufgestiegen. Nun finden sich die Porentierchen auch nahe den Schelfen auf etwa 314 Metern Tiefe. Die Migrationsthese der Wissenschaftler wird zudem von zahlreichen Kleintieren gestützt, die trotz der undurchdringlichen Dunkelheit in der Tiefsee über Augen verfügen – sie sind vermutlich Überbleibsel aus einem anderen Lebensraum.
Doch Migration allein kann die riesige Artenvielfalt der antarktischen Tiefsee nicht erklären. Denn zahlreiche der dort entdeckten Arten sind bis zu 95 Prozent unbekannt. Ihre Entwicklungsgeschichte und Herkunft bleibt erst einmal rätselhaft. (tak)
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