Verhaltensforschung: Hohe Scheidungsrate bei Nazcatölpeln
Erfolgreiche Paarung und Jungenaufzucht schützt männliche Nazcatölpel (Sula granti) nicht davor, von ihrer Partnerin verstoßen und durch einen Nebenbuhler ausgetauscht zu werden. Da in ihren riesigen Brutkolonien auf den Galapagos-Inseln fünfzig Prozent mehr Männchen als Weibchen leben, werde den potenziellen Müttern der Wechsel erleichtert, schreiben Terri Maness und David Anderson von der Wake-Forest-Universität in North Carolina.
Und tatsächlich ließ sich während der 14-jährigen Beobachtungsperiode eine deutliche Mehrheit der 700 ausgewählten Tölpeldamen nach einer gelungenen Brut mit einem neuen Gatten ein, so Maness – ein ungewöhnliches Verhalten unter Seevögeln, die sich häufig lebenslang binden. Doch statt sich auf die Erfahrung eines langjährigen Partners zu verlassen, der sich schon als guter Vater erwiesen hat, setzen die Weibchen auf frische Kräfte. Denn die Tiere teilen sich die Brutpflege, die vom Beginn der Eiablage bis zum Flüggewerden etwa 160 Tage dauert, was entsprechend an ihrer Kondition zehrt.
Sehen die Männchen dann zu Beginn der neuen Brutsaison noch etwas ausgelaugt vom vorangegangenen Versuch aus – etwa durch ein beansprucht wirkendes Gefieder –, sucht sich das Weibchen einen neuen Lebensgefährten. Selbst wenn dieser noch völlig unerfahren ist, verspricht sein frischer körperlicher Zustand in ihren Augen einen größeren Bruterfolg als die guten Gene oder die Erfahrungen seines Vorgängers. Für Nazcatölpelmänner bedeutet dies ständige Balzbereitschaft, da sich ein verschmähtes Männchen nach einer Erholungspause schnell wieder neu vermählen kann. (dl)
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