Umwelt: Holzkohle mit fragwürdiger Herkunft
Wer Holzkohle zum Grillen kauft, unterstützt damit zuweilen das illegale Roden von Regenwald. Was Umweltschützer schon seit Langem kritisieren, bestätigt nun auch ein Team des Thünen-Instituts für Holzforschung in Hamburg. Demnach kommt gut ein Fünftel der in Deutschland verkauften Holzkohle aus den Tropen oder Subtropen, ohne dass dies immer ausreichend gekennzeichnet wäre, wie die Forscherinnen und Forscher im »IAWA Journal« berichten. Und da in diesen Erdteilen illegale Abholzungen ein häufiges Problem sind, leistet man als Holzkohlekäufer leicht einen unfreiwilligen Beitrag zur Umweltzerstörung.
Für ihre Studie hat die Gruppe um Volker Haag 150 Holzkohlesäcke aus elf europäischen Ländern mit einer speziellen 3-D-Mikroskoptechnik untersucht. Mit ihr können die Forscher aus Klumpen in der verschmorten Masse die Holzsorte ermitteln, aus der die Kohle gewonnen wurde. Normalerweise ist das nicht möglich, da sich Holz beim Verbrennen bekanntermaßen stark verändert.
Die Ergebnisse der Forscher zeigen teils große Unterschiede zwischen einzelnen europäischen Ländern. In Spanien, Italien, Polen und Belgien stammen mehr als 60 Prozent der Holzkohle aus den Tropen oder Subtropen. Nur ein Viertel dieser untersuchten Proben trug dabei eines der Label für nachhaltige Ressourcennutzung. Ähnlich groß war der Anteil der Säcke, die überhaupt Angaben zur Herkunft machten. Wenn es sie gab, waren sie jedoch in rund der Hälfte der Fälle falsch, stellten die Forscher fest. Bei den falsch oder gar nicht gekennzeichneten Säcken könne daher leicht illegaler Abschlag eingeflossen sein, vermuten die Experten.
Unter anderem in Norwegen, der Schweiz und in Deutschland war der Anteil von Tropenholz dagegen deutlich geringer, er lag hier zwischen knapp 15 (Norwegen) und rund 25 Prozent (Deutschland). Doch selbst bei den als nachhaltig gekennzeichneten Säcken scheint Vorsicht geboten: In Deutschland war ein Fünftel der Herkunftsinformationen unvollständig oder fehlerhaft, ergaben die Analysen.
Die Europäische Union importiert jährlich 750 000 Tonnen Holzkohle. Da diese jedoch bisher nicht unter die europäische Holzhandelsverordnung EUTR fällt, kann der Grillstoff unabhängig seiner Herkunft legal verkauft werden. Die aktuelle Studie liefere daher starke Argumente dafür, die Verordnung anzupassen, argumentieren die Forscher des Thünen-Instituts in ihrer Studie.
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