Anthropologie: Homo sapiens machte auch mal Halt
Der Mensch verbreitete sich von Afrika aus über die Erde - so die Meinung der meisten Anthropologen. Doch diese Eroberung verlief nicht gleichmäßig.
Wo liegen die Wurzeln der Menschheit? Vermutlich in Afrika. Denn nach der allgemein bevorzugten "Out-of-Africa"-Hypothese sind wir Nachfahren einer kleinen Gruppe von Homo sapiens, die vor vielleicht 100 000 Jahren den schwarzen Kontinent verließ. Homo erectus eroberte zwar schon fast alle Erdteile, doch seine Abkömmlinge, wie beispielsweise der Neandertaler, starben aus, ohne irgendeine Spur in unserem Erbgut zu hinterlassen.
Nicht alle Anthropologen sind von "Out-of-Africa" überzeugt. Könnte es nicht sein, dass sich doch einige Homo-erectus-Abkömmlinge auch außerhalb Afrikas zu Homo sapiens entwickelten und mit den Neuankömmlingen vermischten? Die Arbeitsgruppe von Luca Cavalli-Sforza an der Universität Stanford ging der Sache nach.
Die Wissenschaftler um Sohini Ramachandran suchten im genetischen Material von 1027 Menschen aus 53 Völkern der Welt nach genetischen Unterschieden.
Dies lässt nur einen altbekannten Schluss zu: Der Ausgangspunkt der Wanderer lag in Afrika.
Von dort aus verlief der Auszug unserer langsam vorwärts treckenden Pioniere offenbar alles andere als ungestört. Dies lesen die Genetiker aus der Stetigkeit der genetischen Distanz der heutigen Populationen. Eigentlich sollte diese Distanz mit zunehmendem geografischen Abstand von der afrikanischen Ausgangspopulation linear ansteigen – Die Forscher bemerkten jedoch sprunghafte Veränderungen in der genetischen Variabilität.
Deshalb vermuten die Wissenschaftler, dass die Menschheit mehrere genetische Flaschenhälse passieren musste: Unwägbarkeiten in der Umwelt, wie plötzliche Kälteperioden oder Vulkanausbrüche, forderten ihren Tribut und reduzierten drastisch den Bestand der Populationen. Die Folge sind als Gendrift bezeichnete Änderungen des Erbguts, wodurch die genetische Variabilität entsprechend abnimmt. Etwa drei Viertel unserer genomischen Vielfalt, so vermuten die Forscher, verdanken wir solch zufälligen Ereignissen. Das Überraschende daran ist, das demnach lediglich etwa 25 Prozent durch Selektion entsteht.
Sohini Ramachandran und Kollegen konnten sogar die genauen Orte der Flaschenhälse ermitteln. Nach dem Start in Kenia legten die Pioniere einen ersten Halt
Warum sie sich auf den Weg machten, bleibt aber immer noch unklar.
Nicht alle Anthropologen sind von "Out-of-Africa" überzeugt. Könnte es nicht sein, dass sich doch einige Homo-erectus-Abkömmlinge auch außerhalb Afrikas zu Homo sapiens entwickelten und mit den Neuankömmlingen vermischten? Die Arbeitsgruppe von Luca Cavalli-Sforza an der Universität Stanford ging der Sache nach.
Die Wissenschaftler um Sohini Ramachandran suchten im genetischen Material von 1027 Menschen aus 53 Völkern der Welt nach genetischen Unterschieden.
Erwartungsgemäß zeigte sich, dass Menschen, die näher beieinander leben, enger verwandt sind. Die größten Unterschiede innerhalb dieser Verwandtschaften traten bei Afrikanern auf, während die Bewohner von Regionen, die besonders weit entfernt von Afrika liegen – wie zum Beispiel Ozeanien oder Südamerika – am wenigsten genetisch differieren.
Dies lässt nur einen altbekannten Schluss zu: Der Ausgangspunkt der Wanderer lag in Afrika.
Von dort aus verlief der Auszug unserer langsam vorwärts treckenden Pioniere offenbar alles andere als ungestört. Dies lesen die Genetiker aus der Stetigkeit der genetischen Distanz der heutigen Populationen. Eigentlich sollte diese Distanz mit zunehmendem geografischen Abstand von der afrikanischen Ausgangspopulation linear ansteigen – Die Forscher bemerkten jedoch sprunghafte Veränderungen in der genetischen Variabilität.
Deshalb vermuten die Wissenschaftler, dass die Menschheit mehrere genetische Flaschenhälse passieren musste: Unwägbarkeiten in der Umwelt, wie plötzliche Kälteperioden oder Vulkanausbrüche, forderten ihren Tribut und reduzierten drastisch den Bestand der Populationen. Die Folge sind als Gendrift bezeichnete Änderungen des Erbguts, wodurch die genetische Variabilität entsprechend abnimmt. Etwa drei Viertel unserer genomischen Vielfalt, so vermuten die Forscher, verdanken wir solch zufälligen Ereignissen. Das Überraschende daran ist, das demnach lediglich etwa 25 Prozent durch Selektion entsteht.
Sohini Ramachandran und Kollegen konnten sogar die genauen Orte der Flaschenhälse ermitteln. Nach dem Start in Kenia legten die Pioniere einen ersten Halt
in der Nähe des heutigen Kairo ein. Dann ging es via Istanbul einmal über Kambodscha nach Papua-Neuguinea, sowie über die Küsten Russlands und Alaskas entlang der Beringsee bis zur Endstation Brasilien.
Warum sie sich auf den Weg machten, bleibt aber immer noch unklar.
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